Willkommen Volksgenossen! Novemberrevolution in Leipzig 1918 - Autor: Ralf Martin (2021)

Das Original

Die derzeitige politische Lage mit ihrer starken Fokussierung auf die Spaltung in Links und Rechts, Lokalpatriotismus und schöne Figuren von Munich Kits und Germania-Figuren ließen mich diese Dioramenidee entwickeln. Also, was war die Idee? Ein Bild im Leipziger stadtgeschichtlichen Museum löste alles aus. Darauf zu sehen, wie Revolutionäre im November 1919 auf der Gegenseite des Leipziger Hauptbahnhofs (auf der Grünanlage am Ring) mit einem großen Banner die ankommenden Reisenden in der "Sozialistischen Republik Sachsen" begrüssen.

Ein zweites Bild fand ich mindestens genau so interessant, es zeigt eine spezielle Version des deutschen WK 1 Panzers A7V in Leipzig im Frühjahr 1919, als die Aufstände der linken Revolutionäre in ganz Deutschland durch die neue Reichsregierung bekämpft wurden und eines der Aufstandszentren war eben Leipzig. Dieser Panzerwagen stand am Floßplatz, damals in Sichtweite zum Reichsgericht und nur ca. 200 m vom Volkshaus, einer Schaltzentrale der Revolutionäre, entfernt.

Die damalige Rolle Leipzigs

Das wichtigste Industrierevier Deutschlands auf Grund der Montanindustrie war das Ruhrgebiet, in dem später auch die heftigsten Kämpfe zwischen der "Roten Ruhrarmee" und Freikorps toben sollten, das ist aber ein eigenes Kapitel. Die größte und wichtigste Stadt Deutschlands am Ende des 1. Weltkriegs war Berlin mit über 2 Millionen Einwohnern, gefolgt von Hamburg mit etwa 800.000 Einwohnern. Auch in Berlin brach ein Aufstand aus, der brutal niedergeschlagen wurde. Heute kaum noch vorstellbar, schlug das industrielle Herz Deutschlands für das verarbeitende Gewerbe zum Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch in der Region Sachsen.

Im „Kampf um den Platz drei“ unter den deutschen Großstädten gab es in jener Zeit ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den zwei sächsischen Großstädten Dresden und Leipzig sowie München. Alle drei hatten sie ungefähr die gleiche Bevölkerungszahl von Anfang 500.000, die schnell wuchs.

Die Industrieregion Sachsen selber bestand aber aus vielen Städten mit zahlreichen wichtigen, nah beieinanderliegenden Industriestandorten, betrachtet man also auch noch die mittleren Städte mit und bezieht das unmittelbar an Leipzig grenzende preußisch/anhaltinische Stadt Halle an der Saale und die Stadt Merseburg mit ein, lebten und produzierten in dieser relativ kleinen Region ebenfalls ca. 1,8 Millionen Menschen, mehr als in jeder anderen damaligen Metropolregion Deutschlands, mit Ausnahme natürlich von Berlin und dem Ruhrgebiet.

Es war also nicht ganz unwichtig, was in der quasi drittgrößten Stadt Deutschlands geschah.

Am Nachmittag des 8.Novembers 1918 übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat in Leipzig die Macht, er residierte im Hotel Astoria neben dem Leipziger Hauptbahnhof.

Die Schaltstellen der Macht, wie die Hauptpost, das Telegrafen- und das Polizeiamt, wurden von den Räten besetzt. Damit sollte die Durchführung der sozialistischen Republik in die Wege geleitet werden, die ja am 9. November in Berlin durch Karl Liebknecht proklamiert wurde.

Die Ausrufung der sozialistischen Republik Sachsen durch den »Vereinigten revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat von Groß-Dresden« als „Freistaat Sachsen“ erfolgte am 10. November in Dresden im dortigen Zirkus Sarrasani.

Mehr Hintergründe zu den Ereignissen in Deutschland könnt ihr hier lesen: Link Novemberrevolution

Nachdem in ganz Deutschland bereits die provisorische Regierung der Weimarer Republik unter der Leitung der Sozialdemokraten (MSPD und USPD) das Heft des Handelns zurück erlangen konnte, gelang dies auch in Leipzig, wo sich die rote Räteherrschaft noch am längsten gehalten hatte, doch im Mai 1919 war dann auch hier Schluss. Der General Georg Ludwig Rudolf Maercker rückte mit etwa 15.000 Soldaten in Leipzig ein, darunter auch ein Kontingent an gepanzerten Fahrzeugen. Die führenden Köpfe der USPD und des Arbeiter- und Soldatenrates wurden verhaftet, der „Große Arbeiterrat“ wurde offiziell aufgelöst.

Nach dem Einmarsch in die Stadt wurden neuralgische Punkte in der Stadt mit Truppen gesichert und so wie die Revolution in Leipzig ohne Blutvergießen begann, endete sie auch sang- und klanglos.

Genau vor dieser Gebäudeecke am Flossplatz in Leipzig stand der A7V. Es handelte sich um die Petri-Schule, damals als Berufsschule für Mädchen genutzt und auch heute ist sie noch eine Schule. Meine Idee war, diese Szenerie mit dem Empfang vor dem Hauptbahnhof zu einer Szene "zusammenzuschneiden" und ein, zwar nicht historisch korrektes, Diorama zu erstellen, aber eines, das den Zeitgeist irgendwie trifft.

Das Modell

Die zwei bekannten Fotos wollte ich zu einer passenden Szene kombinieren. Dabei sollte das Gesamtwerk irgendwie ein „gutes“ Gefühl ergeben, historische Korrektheit war nicht das Ziel, es sollte nur die Stimmung und die Situation in der Zeit getroffen werden. Deshalb baute ich mir eine Hausecke, die irgendwie ein bisschen dem Gebäudeteil der Petrischule gleichen sollte. Das Original ist einiges höher, weshalb ich ein Stockwerk weg ließ und die Dachkonstruktion vereinfachte. Dazu kam der gartenartige Eingangsbereich, der auf den Fotos auch gut erkennbar ist und sich als Trennungselement zur gegenüberliegenden Szene gut eignet. Eingerahmt bzw. begrenzt wird das Ganze durch eine gepflasterte Staßeneinmündung, die auf der Gegenseite dann eine ungefähre Szenerie wie vor dem Hauptbahnhof abgibt. Da die Besetzung Leipzigs durch die Freikorpstruppen Mitte Mai erfolgte, kann man endlich auch mal ruhigen Gewissens alles im saftigen Maigrün mit vielen Blüten, Tulpen, Narzissen und Löwenzahn ausstatten.

Schwierig war es auch, halbwegs passende Fenster für das Gebäude aufzutreiben, aber da gibt es lasergeschnittene Hilfe von Style Design.

Die sich genau so gegenüber stehenden Parteien hat es so auch nicht gegeben, aber warum es zu der Konfrontation wie gezeigt kam, dazu ein paar Informationen oben zur Geschichte.

Die verwendeten Figuren stammen aus den Freikorps-Sets von Germania-Figuren und aus den Sets von Munich-Kits. Dazu kommen ein paar der Figuren aus einem Set von Retrokit und auch drei Figuren aus dem Set "Volkssturm" von Zvesda.

Der sehr spezielle A7V ist ein Resin-Modell des Herstellers Tasmodelshop. Ich glaube, es ist nicht mehr in der Produktion.

Ich habe es leicht verändert, die Schürze muss beseitigt werden und ich habe zusätzliche MGs installiert.

Außerdem habe ich es massiv hohl gefräst, um die Luke geöffnet darstellen zu können.

Ein paar mehr Informationen zum A7V und dieser speziellen Version findet ihr hier: Link A7V

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Hier noch ein paar Detailbilder zur Bauphase:

Für größere Bilder auf die Abbildungen klicken!


Die Herren Revolutionäre werden gebeten, den Rasen nicht zu betreten.
Schild auf der Wiese vor dem Reichstag während der Novemberrevolution