Die Novemberrevolution in Deutschland - Autor: Ralf Martin (2021)

Wie sich 1918 nach dem Eingriff der USA auf Seiten der Entente zeigte, war der 1. Weltkrieg für Deutschland und die Mittelmächte nicht mehr zu gewinnen. Man war an der Front und in der Heimat kriegsmüde und forderte daher die Beendigung des Krieges. Am 29. Oktober 1918 begann in Wilhelmshaven ein Matrosenaufstand, der über Hafenstädte wie Kiel und Hamburg dann auch immer weiter ins Inland ausgriff.

Arbeiter in den wichtigsten Industrierevieren schlossen sich den Forderung nach einem sofortigen Ende des Krieges an und es bildeten sich vielfach Arbeiter- und Soldatenräte nach bolschewistischem Vorbild.

Die Absetzung der Landesfürsten und des Kaisers stand ebenfalls auf deren Forderungsliste.

Am 7. November 1918 wurden die Wittelsbacher in München gestürzt und Kurt Eisner rief den „Bayrischen Freistaat“, eine Republik, aus. Am 9. November rief der „Vereinigte revolutionäre Arbeiter- und Soldatenrat“ die sozialistische Republik Sachsen aus und setzte kurz darauf eine »Revolutionsregierung« ein, den sogenannten »Rat der Volksbeauftragten«. Drei Tage später, am 13.11.1918, dankte der sächsische König Friedrich August III. offiziell ab und ging ins Exil auf ein Schlösschen bei Breslau. Friedrich August soll das mit dem Spruch „Macht euern Dreck alleene!“ kommentiert haben, der zwar nicht sicher verbürgt ist, aber zu dem relativ bodenständigen Monarchen, der mit seinen volkstümlichen, in Sächsisch vorgetragenen Reden beim Volk bekannt und sehr beliebt war, genau passte.

Am 30. November 1918 dankte dann der württembergische Monarch, König Wilhelm II., als einer der letzten Bundesfürsten ab. Da der deutsche Kaiser und König von Preussen, Friedrich Wilhelm II., einem Friedensschluss massiv im Wege stand, wurde dessen Abdankung am 9. November durch den Reichskanzler Max von Baden ohne Wissen des Kaisers verkündet. Dieser flüchtete daraufhin am 10. November nach Holland ins Exil.

Die Regierungsmacht wurde an die Sozialdemokraten als Vertreter der Größten Partei (MSPD) vergeben und Friedrich Ebert und Phillip Scheidemann versuchten sofort eine Regierung zu bilden, die die sehr aktiven linksextremen Kräfte isolieren sollte. Deshalb rief Phillip Scheidemann unmittelbar die „Republik Deutschland“ aus, nur zwei Stunden später konterte allerdings Karl Liebknecht sofort mit der Ausrufung der „Sozialistischen Republik Deutschland“.

Am 11. November 1918 unterzeichneten der neue deutsche Außenminister Erzberger und der Französische General Foch dann den Waffenstillstand, der in seinen Festlegungen bereits einer bedingungslosen Kapitulation Deutschlands entsprach und den Grundstein für den folgenden demütigenden Versailler Vertrag legte. Dessen Festlegungen wurden in Deutschland allgemein als zu hart und demütigend empfunden. Sie erschütterten die deutsche Bevölkerung schwer, die ein solches Ausmaß der Niederlage nicht erwartet hatte.

Die Unruhen und Aufstände in den einzelnen Regionen versuchte die neue Regierung in den Griff zu bekommen. Die schrecklichen Auswüchse der bolschewistischen Revolution in Russland führten bei den wichtigsten Politikern in Deutschland zu der Einsicht, dass ähnliches in Deutschland unbedingt verhindert werden musste. Deshalb kam es zu einer Verständigung zwischen den gemäßigten Kräften in der SPD und den Vertretern der Reichswehr über die Niederschlagung der bolschewistisch orientierten Arbeiter- und Soldatenräte, die sich Im November 1918 überall gebildet hatten.

Die Spaltung der Arbeiterschaft in Anhänger des Parlamentarismus und Anhänger der Rätedemokratie bis hin zur völligen kompromisslosen Ablehnung eines Dialogs, wie es sich dann die nächsten Jahre zeigte, sind ein wesentlicher Grund für den Sieg des Faschismus, der nur möglich wurde, weil die angeblich um das Wohl der arbeitenden Menschen besorgten Linken aus ideologischer Verbohrtheit sich gegenseitig bis auf den Tod bekämpften, ohne zu erkennen, dass das der Ausbreitung rechter Ideologien Vorschub leistete, da große Teile der Bevölkerung davon die Nase voll hatten und einen anderen Weg wollten – der nur leider dann auch ins Verderben führte...

Formal wurde die alte Ordnung also wieder hergestellt, auch wenn in den Folgejahren bis 1923 noch manche Unruhephase zu überstehen war und man sich erinnern sollte, dass diese gesicherte alte Ordnung durch die Weimarer Verfassung vom 31.07.1919 durchaus auch viele bis heute uns selbstverständliche Neuerungen bedeutete, die wir sicherlich nicht missen möchten.

Mit der Revolution erkämpfte man sich:

Revolutionen in Deutschland ? Das wird nie etwas. Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte.
W.I. Lenin, russischer Oberrevolutionär