Die Antonow An-2 in 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original - Die Antonow An-2

Dieses Flugzeug-Urgestein zählt zu den bekanntesten Flugzeugen überhaupt. 1947 begann die Entwicklung als Mehrzweckflugzeug, ab 1949 wurde es in großen Stückzahlen in verschiedensten Versionen gefertigt. Hauptsächlich eingesetzt wurde es in der Landwirtschaft, aber auch als Transportflugzeug, Passagierflugzeug, zur Waldüberwachung, zum absetzen von Fallschirmspringern, als Wasserbomber und zur Wetterbeobachtung. Die Maschine konnte mit Radfahrwerk, Skiern oder Schwimmern versehen werden. Die Verwendung war in diesen Rollen sowohl zivil als auch militärisch üblich. Bis 1962 erfolgte die Serienfertigung in Kiew ( ca. 5000 Stück), danach ging die Fertigung nach Polen über, wo bis 1981 weitere 9200 Maschinen gebaut wurden, von denen wiederum 8000 an die Sowjetunion geliefert wurden. In China wurden ebenfalls unter der Bezeichnung Harbin C-5 viele An-2 gefertigt. Die Einsatzländer aufzuzählen macht wenig Sinn, da es fast einen die gesamte Welt umspannenden Nutzerkreis gibt.

Technische Daten:

  • Triebwerk: Sternmotor ASch-62IR mit 735 kW
  • Länge: 12,7m
  • Spannweite: 18,2m/14,2m
  • Höhe: 4,1m
  • v max.: 250 km/h
  • Der Rumpf ist in Ganzmetall-Halbschalenbauweise ausgeführt, das abgestrebte Höhenruder ist stoffbespannt. Die Tragflächen besitzen Metallholme und sind stoffbespannt, oben gibt es automatische Vorflügel aus Ganzmetall und stoffbespannte Querruder, an allen Flügeln sind elektrische Landeklappen vorhanden. Das Fahrwerk ist starr.

    Die Originalfotos zeigen ein paar Maschinen die ich auf verschoedenen Flugtagen fotografiert habe.

    Das Modell

    Von der An-2 gab es lange Zeit nur ein Spritzgussmodell der Fa. Plasticart aus der ehemaligen DDR im Maßstab 1:75, das nur mit viel Aufwand in eine akzeptable Anna zu verwandeln gewesen sein soll, zumal es die etwas ungewöhnliche Salonvariante (erkennbar an den großen rechteckigen Fenstern im Rumpf) war. Ein paar eiserne Modellbauer im Osten haben sich daran versucht und ich besitze den Bausatz auch, wobei die Optik eher abschreckt. Dann existieren wohl noch Vakumodelle, aber ich habe nie ein daraus gebautes Modell gesehen, weder in Natura, noch auf Fotos.

    Das erste halbwegs brauchbare Modell wurde von der tschechischen Fa. Bilek entwickelt, wobei es international unter Italeri Label vertrieben wird bzw. wurde. Verschiedene Wiederauflagen mit neuen Decals sind bereits erschienen. Auch bei Revell ist dieses Modell erschienen. Der neueste und wohl auch beste Bausatz stammt von der chinesischen Firma Trumpeter, obwohl er auf dem Bilek Bausatz zu basieren scheint und auch einige derselben Schwächen übernommen hat.

    Bei mir war jedenfalls die Freude groß, als irgendwann endlich ein neuer Spritzgussbausatz dieser Flugzeuglegende von der Fa. Italeri angekündigt wurde. Diese Freude hielt auch noch an, als durchsickerte, dass das Modell aus Formen der tschechischen Firma Bilek stammen würde. Bei allem Guten, dass modellbaumäßig so in den letzten Jahren aus Tschechien kam, hätte es ja auch was werden können. Ist es aber leider nun doch nicht.

    Da sich die Erscheinung bei Italeri immer weiter verzögerte, stammte mein erster Bausatz direkt von Bilek, etwas später kam dann noch der von Italeri dazu, wobei der einzige Unterschied zwischen den Bausätzen in der Möglichkeit einer Skivariante bei Italeri lag.

    Die Teile waren schnell auf einen 72er Seitenriss aus der tschechischen Zeitung Letectvi+Kosmonautika gelegt und die ersten Mängel sprangen einem ins Auge. Während die Abmessungen der Tragflügel und des Rumpfes mit dem Seitenleitwerk sehr gut stimmten, gab es einen Knick unter dem Rumpf zum Motor, wie er am Original nicht auftritt. Das ist aber mit Spachtelmasse ganz gut korrigierbar. Auch dass die Höhenruder etwas zu tief angeordnet sind, ist nicht weiter tragisch, da man sie einfach etwas höher ankleben kann. Aber dass sämtliche Rumpfgravuren im falschen Winkel liegen, ist schon nicht mehr so einfach zu ändern und ich habe es auch gelassen.

    Beim Zusammenbau wird es aber dann noch richtig ätzend. Die Teile passen relativ schlecht, besonders die Flügel am Rumpf bedürfen erheblicher Fräsarbeit an allen Ecken, bis sie so passen, dass man mit viel Spachtel die richtigen Übergänge hinbekommt.

    Auch sind schon einige Grate an den Spritzlingen enthalten, wobei man bei deren Entfernung aufpassen muss, dass man nicht die an den N-Stielen der Flügel angebrachten dünnen Kanten für solche hält und gleich mit entfernt, wie mir passiert.

    Da ich zu Beginn der Arbeiten noch recht frohgemut war, habe ich die Führerkanzel etwas detailiert und den Kabinenbereich mit einem Boden und einer Klappbestuhlung wie in den Absetzmaschinen für Fallschirmspringer ausgerüstet und die Klapptür ausgefräst und durch eine nach innen geöffnete Türe ersetzt. Außerdem habe ich noch links unter dem Höhenruder eine Klappe mit den dahinterliegenden Batterien geöffnet. Die in die Motorhaube eingelassenen Luftklappen ersetzte ich durch selbstangefertigte Teile aus Plastik.

    Irgendwann kam ich dann aber an den Punkt, der mich fast in die Verzweiflung trieb und erst mal dazu führte, dass ich das Modell ein halbes Jahr in die Ecke warf, ehe ich die Nervenstärke zur Vollendung besaß. Das war der Moment, als die Verglasung der Führerkanzel montiert werden musste, die vermutlich aus formtechnischen Gründen aus mehreren Teilen besteht, die aber bei mir unter keinen Umständen so zusammen passen wollten, dass eine annähernd ansprechende Kanzel entstand.

    Nachdem die kleinen Teile so viel verschliffen waren, dass nun gar nichts mehr passen konnte, kam ich auf die Idee, die offen gebliebenen Eckfensterscheiben einfach mit Christal Clear zu verschließen, was zwar bei Betrachtung aus nächster Nähe nicht den professionellsten Eindruck macht, mir aber doch nach all dem Ärger so reichte. Ich ergänzte die Tragflächen noch um die Verspannung, was sofort sehr gut wirkte. Dazu nahm ich sehr dünne Angelsehne, die mit Sekundenkleber in vorgebohrte Löcher kam. Auf den Tragflächenoberseiten hatte ich durchgebohrt, dort wurde dann der Kleber mit dem Faden verschliffen.

    Für die Lackierung wählte ich eine Maschine aus dem Bürgerkriegsgeschehen im ehemaligen Jugoslawien. Von Insignia hatte ich ein Heft mit Abziehbildern für verschiedene kroatische und bosnische Flugzeuge. Dort war eine Seitenansicht einer interessant getigerten AN-2 und die zugehörigen Abziehbilder enthalten. Die Maschine ist eine ehemalige Zivilmaschine, die gelb-orange mit weißen Unterseiten war. Diese Farbe wurde im Wesentlichen beibehalten, nur dass mit irgendwelchen gerade aufzutreibenden schwarzen und grauen Farben ein Tarnmuster darüber gemalt wurde, das von der orangen Farbe noch Flecken übrig ließ. Anfänglich besaß die Maschine überhaupt keine Kennzeichnung, nach und nach kamen einige hinzu und heute trägt sie wieder eine zivile Registrierung.

    Das Modell von Trumpeter habe ich noch nicht gebaut, aber mit dem Bilek Modell verglichen. Obwohl es im Aufbau der Spritzlinge in weiten Teilen wie eine Kopie des tschechischen Bausatzes wirkt, ist er doch an einigen Stellen verbessert.

    Generell stimmen die Abmessungen beider Modelle nicht ganz, wobei es in der Spannweite des Höhenruders ab der 60. Serie 100 mm vergrößert wurde, das ergibt an beiden Modellen ca. 2 mm zu wenig.

    Um von den Mängeln des Modells ein wenig abzulenken, habe ich es letztlich in einem kleinen Diorama platziert.

    Bilder dazu finden sich in meiner "Dioramenabteilung" bzw. über den folgenden Link:

    Diorama An-2 in Kroatien

    Einige Mängel des Italeri / Bilek Modells:

  • Rumpfgravuren stimmen in Anzahl und Lage, aber vertikale Gravuren sind im falschen Winkel (bei Trumpeter besser)
  • Kabinenverglasung reicht 1mm zu weit nach hinten
  • Bullaugen sitzen zu tief und zu weit vorn, Abstand stimmt nicht (bei I + T)
  • Höhenruder sitzt zu tief? Oder zu hoch? Und stimmt im Winkel nicht, müsste völlig horizontal sein
  • Generell stimmen die Abmessungen beider Modelle in der Spannweite des Höhenruders nicht, ab der 60. Serie 100 mm vergrößert wurde, das ergibt an beiden Modellen ca. 2 mm zu wenig.
  • Die Höhenruder passen nicht in die vorgesehenen Vertiefungen
  • Untere Tragfläche passt schlecht, ist zu dick und steht über – muss vorher augfräst werden.
  • Strebenanbau Pos. 32 nicht in die Vertiefungen, sondern auf Verstärkungen
  • Keine parallelen Abstände zwischen Flügel und Spaltklappen/Querrudern
  • Ölkühler ist etwas zu klein
  • Lufteinlasshutze zu kurz und zu hoch
  • Spannweite ca. 1mm zu gering
  • Kabinenausstattung sehr mager, im Frachtraum ist gar nichts
  • Glasteil bei T etwas besser gelöst, Motorverkleidung geteilt, Verglasung ist andere Ausführung als bei Italeri (Dachbereich mit Scheiben)
  • Die Vorflügel am oberen Flügel sind nicht vorhanden
  • Ich habe den Bau des Modells sehr kurz nach seinem Erscheinen umgesetzt, als es noch keine zusätzlichen Teile zum Aufrüsten wie Resin Motoren und Ätzteile gab. Dank eines mehrteiligen Ätzteilsatzes derFa. Part kann man inzwischen einige der Schwächen des Bausatzes gut beseitigen.

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