Die A4 / V2 - Autor: Ralf Martin (2023)

Das Original

Das von seinem Konstrukteur Wernher von Braun als "Aggregat 4" (A4) bezeichnete Raketenmodell war die erste einsatzfähige Boden-Boden Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk, die in Großserie gebaut und eingesetzt wurde. Ca. 3000 Stück A4 wurden gebaut, wovon 1/3 gegen London und ein weiteres drittel gegen Antwerpen eingesetzt wurde. Die A4 konnte eine Tonne Sprengstoff über etwa 300 km transportieren und gilt damit als erste Kurzstreckenrakete.

1942 wurde erstmals die A4 erfolgreich gestartet. Sie war die erste Rakete, die den Weltraum erreichte (der ab 100 km Höhe beginnt), indem sie am 20.6.1944 bei einem Test im Senkrecht-Schuss eine Höhe von 174,6 km erreichte. Sie war eine Flüssigstoffrakete, deren zwei Komponenten flüssiger Sauerstoff und Ethanol (ein 75% Alkohol- 25% Wasser-Gemisch) waren. Wasserstoffperoxyd war zusätzlich erforderlich, um für die Pumpen zur Förderung des Kraftstoffs Antriebsenergie aus eine kleinen Dampfturbine zu gewinnen. Außerdem waren noch mehrerer Drucktanks mit Stickstoff an Bord, die das Wasserstoffperoxid förderten und in einem eigenen Kreislauf verschiedenen Ventile zur Steuerung mit Druck beaufschlagten.

Auf Grund ihrer Zielungenauigkeit konnte sie keine besonders entscheidende Wirkung erzielen und ihr Einsatz war daher im zweiten Weltkrieg der einer Terrorwaffe und die Bedeutung lag eher auf psychologischer Seite, da man sie nicht abwehren konnte. Von der deutschen Propaganda wurde sie als Vergeltungswaffe 2 (V2) bezeichnet.

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs bildete die A4 in allen raketenentwickelnden Ländern den Startpunkt und das Rückrat für eine erfolgreiche Weiterentwicklung in diesem Technologiebereich.

Die A4 war auch nicht nur die erste Rakete, mit der das Weltall erreicht wurde, sondern auch erste Lebewesen wie Fruchtfliegen, Hunde und Affen wurden mit A4 (in den USA) ins Weltall geschossen.

Selbst heute sind alle Flüssigkeitstriebwerke von vielen Raketen noch als Abkömmlinge des in der A4 verbauten Triebwerks erkennbar.

Die Raketenentwicklung Russlands und Chinas basierte direkt auf der A4 als R-1/R-2 und DF-1, die vergrößerte Weiterentwicklungen waren und auch Wernher von Braun schuf mit der Redstone in den USA aus der A4 eine dieser noch sehr ähnliche, aber vergößerte Version.

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Das Modell

Eine Vielzahl von herstellern hat A4 Modelle im angebot. Zu den besten gehören die von "Special Hobby", die hierals Modell zu sehen ist.

in 1:72 gibt es mehrerer Hersteller der A4 / V2. Nicht ganz in 1:72 (aber mit etwa 1:69 nahe dran) ist ein Ur-Altbausatz von Revell, der auch einen Meilerwagen enthält. Die Figuren sind um einiges zu groß, alles ist recht einfach und rudimmentär gehalten, was bei dem Alter aber nicht verwundert. Von der Fa. Condor gab es 1992 einen A4/V2 Bausatz, der ein typisches Kleinserienprodukt ist und dessen Bau schon ein wenig Mühe macht. Er erschien in verschiedener Aufmachung in einigen Wiederauflagen. Die Firma Special Hobby brachte dann 2013 eine Reihe sehr gelungene Bausätze zum Thema A4 / V2 einschließlich Vidalwagen, Meilerwagen, A-Stoff Transportanhänger und SS-100 Zugmaschine heraus.

Von Takom kam der bisher beste Bausatz heraus, der ebenfalls einen Transportwagen und eine Faun SS-100 Zugmaschine beinhaltet.

Einiges an Zusatzfahrzeugen hat auch der Kleinserienhersteller Planet Models im Angebot. Revell übernahm 2018 die Formen von Special Hobby und brachte die A4/V2 einzeln und als Großset mit SS-100, Meilerwagen und Rakete heraus. Der chinesische Hersteller Takom produzierte seinen ersten Bausatz in 1:72, indem er aus 1:35 ein Set mit SS-100 Zugmaschine, A4/V2 und Meilerwagen ableitete. Dieser Bausatz ist sehr passgenau, aber fast unnötig kleinteilig gemacht. Der komplexe Aufbau des Meilerwagens erfordert viel Geduld. Leider sind an allen Teilen sehr feine Fischhäte (Gussgrate) zu finden, die zwar relativ einfach abzustreifen gehen, aber Zeit kosten. Es gibt einige weitere Kleinserienhersteller, die sich dem Thema widmen oder gewidmet haben. Auch die aus der A4/V2 hervorgegangenen Folgegenerationen an weltweiter Raketentechnik sind in Modellen zu finden. So ist die daraus entstandene sowjetische Weiterentwicklung R-2 (SS-2), eine verlängerte A4, wie sie auch in Deutschland für das Folgeprojekt A9 geplant war, nun von Bronco Model in 1:72 als DF-1, der ersten chinesischen Trägerrakete auf Basis der sowjetischen R-2, als Spritzgussmodell zu finden.