Horten Ho-IX / Gotha Go-229 im Maßstab 1:72 - Autor: Ralf Martin (1995)

Das Original

Die in den 30iger Jahren für ihre Nurflügelkonstruktionen bekannten Gebrüder Reimar und Walter Horten beteiligten sich letztlich auch an den von der Not diktierten abenteuerlichen Flugzeugprogrammen der letzten Kriegsjahre in Deutschland.

Mit einem als Ho IX bezeichnetem Projekt eines zweistrahligen "Kampfjägers" als Nurflügler wollte man sich an den Anstrengungen zur Wiedererringung der verlorengegangenen Luftherrschaft beteiligen.

Die Bezeichnung des Typs änderte sich mit der Zuteilung einer RLM-Nummer in Ho-229, mit der Verlagerung der geplanten Fertigung in die Waggongbaufabrik Gotha in Go-229. Ein erster, noch antriebsloser, Prototyp V-1 wurde ausgiebig im Schlepp hinter einer He-111 erprobt.

Ein Enwurf für die Serienausführung erhielt die Bezeichnung Ho-229A-1, worauf eine Attrappe gebaut wurde. Sie wurde am 13. Oktober 1944 von Mitarbeitern des OKL und des Kommandos der Erprobungsstelle Rechlin besichtigt, die auch gleich die Bewaffnung und Ausrüstung festlegten. So waren zwei Reihenbildgeräte Rb 50/18 und zwei MK 108 oder MK 103 als Bewaffnung für einen "Gewaltaufklärer" vorgesehen und ein Jagdbomber sollte 4 MK 108 oder zwei MK 103 erhalten. Der zweite, noch unbewaffnete, Prototyp V-2 machte am 18.12.44 seinen inoffiziellen Erstflug, die offizielle Vorstellung erfolgte am 2.2.1945.

Bei einem der späteren Testflüge am 18.02.1945 fiel eines der zwei Strahltriebwerke Jumo 004 aus und der Testpilot Leutnant Erwin Ziller bezahlte seinen Versuch einer Notlandung mit dem Leben. Auch das Flugzeug wurde dabei total zerstört.

Ein Auftrag über 20 Go-229A-1 war bereits erteilt, 4 weitere Versuchsmuster (V-3 als Jagdbomber, V-4 bis V-6 als Nachtjäger) waren angearbeitet, als die Amerikaner die Fertigungsstätten in Thüringen einnahmen.

Die V-3 war fast fertig und man hatte anfänglich vor, sie in den USA zu Ende zu bauen. Das unterblieb und heute steht die V-3 im National Air & Space Museum in Washington (ohne Tragflächen).

Die geplanten Leistungen des Flugzeugs waren einzigartig, bei den Testflügen mit der V-2 wurden bis zu 780 km/h erreicht. Ob sich ein Serienflugzeug bewährt hätte, muß offen bleiben, kann aber bezweifelt werden, da sich diese Flugzeugart erst mit der heutigen Computer- und Steuerungstechnik sicher beherrschen lässt.

Bei späteren (heutigen) Messungen der Radarsignatur ergab sich, dass das Flugzeug eine perfekte Stealth-Auslegung besessen hätte und für die damalige Radartechnik nicht zu orten gewesen wäre. Ob das beabsichtigt war, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Das Modell:

Inzwischen existieren mehrere Modelle der Ho-IX / G-229 in 1:72 und 1:48. Das 72er Modell von Revell kam 1994 heraus und war damals sensationell gut. Das andere Modell von PM hält keinem Vergleich mit dem aus koreanischen Formen stammenden Revell-Modell stand. Die Version von Academy kanne ich nicht.

Als Vorlage für das Revell-Modell diente scheinbar der dritte Prototyp V-3, der in seinen Abmessungen sehr genau getroffen wurde, auch die Cockpiteinrichtung ist sehr detailliert und fein dargestellt. Die Darstellung des Fahrwerkes ist sehr aufwendig und korrekt und sogar schön detaillierte Maschinenkanonen sind vorhanden. Leider sieht man nach dem Einbau davon nichts mehr. Als Bemalung müssen zwangsläufig fiktive Vorschläge herhalten, so kann man einen grünen Erprobungsanstrich oder einen "Einsatzanstrich" in zwei Grautönen (74/75, Unterseite 76) mit Markierungen des JG 300 aufbringen.

Mir war das noch nicht fiktiv genug und so habe ich noch aus dem Bausatz der Me 1101 von Dragon die Luft-Luft-Raketen zur Bewaffnung meiner Go-229 hinzugefügt und sie dann in Anlehnung an das Bemalungsschema der letzten Kriegswochen dunkelgrün 82 mit braunviolett 81 auf der Oberseite und Lichtblau 76 auf der Unterseite getarnt. Markierungen für eine Maschine des JG 5 inclusive 5 Abschussmarkierungen geben der Maschine einen Touch von "Einsatz Ende 45". Das Braunviolett ist vielleicht etwas zu braun geraten, aber bei diesem Farbton spielt das kaum eine Rolle, da heutzutage niemand definitiv weiß, wie dieser Farbton einmal ausgesehen hat. Vermutlich gab es sogar verschiedene Abwandlungen davon.