Das Regiment "Royal-Deux-Ponts" 1781/82 in Virginia in 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original

Das deutsche Regiment „Royal-Deux-Ponts“ (Königlich Zweibrücken) wurde offiziell am 19. Februar 1757 mit königlicher (französischer) Verordnung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken gegründet . Es gehörte wie zahlreiche andere Regimenter fremder Nationalität in jener Epoche zur französischen Armee. Es handelte sich um ein Regiment deutscher Infanterie, das der Herzog von Zweibrücken Christian IV. auszuheben sich verpflichtete. Dafür wurden ihm jährliche Zahlungen (Subsidien) in Höhe von 300000 Livres bewilligt.

Reenactor in der Uniform des RegimentsAusgangspunkt war ein Freundschaftsvertrag, den Christian IV. mit dem mit ihm gut befreundeten französischen König Louis XV. 1751 geschlossen hatte. Dort ist zuerst noch die Rede davon, dass er für 40000 Gulden ein Bataillon zu stellen habe. Daraus wurde dann durch verstärkte Anwerbung bereits 1756 ein Regiment. Es bestand aus drei Bataillonen zu je 6 Kompanien. Jede Kompanie hatte 113 Mann (ohne Offiziere). Insgesamt sollte das Regiment eine Stärke von 2034 Mann haben, dazu noch diverse Offiziersränge.

Zu einer Kompanie gehörten dann 82 Füsiliere (später Chasseure) und 8 Grenadiere. Jede Kompanie wurde von einem Hauptmann zu Fuß (Capitain en pied) befehligt, der einen Stellvertreter „Capitain en second“ hatte, dazu kamen drei Leutnante (bzw. bei den ersten Kompanien jedes Bataillons an Stelle eines Leutnants ein Fähnrich). Außerdem weitere verschiedene Spezialisten, so ein Fourier und sein Beschützer, ein Waffenmeister, ein Zimmermann, 3 Trommler und 8 Anspessades (Elitesoldaten im Rang zwischen Grenadier/Füsilier und Unteroffizier) und 8 Unteroffizier. Ein Leutnant erhielt einen monatlichen Sold von 11-13 Livres, ein Füsilier hingegen nur 5 Sols und 6 Derniers. Spezialisten wie Grenadiere, Zimmerleute, Trommler erhielten 6-7 Sols, Unteroffiziere in verschiedenen Funktionen und Dienstgraden bekamen 8-13 Sols. Zu zahlen hatte diesen Sold der Kompaniechef, der für jeden seiner 113 Mann 13 Livres im Monat ausgezahlt bekam. ( Ein Livre bestand aus 20 Sol (später Sou genannt), ein Sol waren 15 Deniers). Trotz dieser relativ genauen Festlegung hat das Regiment häufig andere Stärken gehabt, soweit ich das nachvollziehen kann.

Der erste Einsatz erfolgte nahezu unmittelbar nach der Aufstellung, aber mit wenig Erfolg, im siebenjährigen Krieg an der Seite der sächsischen Armee. Später erwarb man in diesem Krieg mehr Erfahrung und nach dem Friedensschluss 1762 lag das Regiment einige Zeit in verschiedenen Garnisonen. Im April 1780 wurde es als Bestandteil des französischen Hilfskorps zur Unterstützung des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes nach Amerika verschifft. Dort kämpfte man an entscheidender Stelle gegen die Engländer (größtenteils Hessen) beim Sieg in der Schlacht von Yorktown (einer kleinen Stadt, besser einem Dorf am Rand der Cheasepeak Bay, dem Mündungsgebiet des Delaware Flusses). Erst im Juli 1783, nach mehr als drei Jahren Abwesenheit, landete das Regiment wieder in Frankreich. Während der französischen Revolution verließen die meisten Deutschen das Regiment (sie stellten da noch ungefähr die Hälfte des Mannschaftsbestandes), es wurde dann 1791 in 99. Linien-Infanterie-Regiment umbenannt und machte unter Napoleon den französischen Feldzug durch Europa mit. Es hatte als solches Bestand bis zum Jahr 2000, wo es offiziell in Lyon aufgelöst wurde.

Der Einsatz im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg:

Zu dem französischen Hilfscorps unter der Führung des Comte de Rochambeau gehörten 7 Regimenter Infanterie, eines davon das Royal-Deux-Ponts. Sie waren in drei Brigaden gegliedert und zusätzlich kam noch diverse Artillerie und Kavallerie hinzu. Insgesamt ca. 7800 Mann. Dazu kam noch eine Marine-Legion. Die Ankunft war in Newport / Rhode Island mit anschließender Ausschiffung am 11.Juli 1781. Am 28. Juli gab es ersten Feindkontakt mit den Engländern.

Dann wurde relativ beschwerlich nach Süden, nach Philadelphia marschiert, wo man am 3. September eintraf und an einer Militärparade vor dem Amerikanischen Kongress teilnahm. Außer ein paar Patrouillengefechten gab es keine größeren Kampfhandlungen. Von dort wurde weiterhin nach Süden marschiert und bei Anapolis der Yorckfluss überquert. Weiter ging es durch Virginia. Ende September erreichte man dann Yorktown, wo man Stellung bezog. Yorktown war eine kleine, geschäftige Hafenstadt, die einen sicheren Seehafen für große Linienschiffe darstellte. In Yorktown hatte sich nahezu die gesamte englische Streitmacht in das Winterquartier zurückgezogen und sich stark verschanzt, um auf weitere Verstärkungen zu warten, die aber nie eintreffen sollten.

Die Belagerung begann umgehend zusammen mit der amerikanischen Landarmee und nachdem auch die Artillerie eintraf, wurde Yorktown systematisch zerschossen. Am 14. Oktober gelang es unter wesentlicher Teilnahme des Regiments Deux Ponts, eine Schlüsselstellung der Engländer, eine der großen Sternschanzen, die Redoute Nr. 9, im Sturmangriff unter der Führung des Bataillonskommandeurs Wilhelm von Zweibrücken einzunehmen. Dabei kam es zu heftigen Kämpfen von Deutschen gegen Deutsche, da diese Redoute hauptsächlich von Hessen besetzt war. Diese wesentliche Schwächung der Verteidigung führte schließlich am 19. Oktober 1781 zur Kapitulation der Garnison von Yorktown, was auch gleichzeitig die endgültige Niederlage der Engländer im Unabhängigkeitskrieg einläutete, der dann im Friedensschluss von Versailles am 3.September 1783 besiegelt wurde. Das Winterquartier bezog man in Williamsburg, von wo man am 2. Juli 1782 in Richtung Norden aufbrach. Ende Juli war man in Baltimore, wo man einen ganzen Monat verbrachte. Anfang September war man wieder in Philadelphia, wo wieder längere Rast und Paraden stattfanden und schließlich endete der lange Marsch in Boston, wo eine Transportflotte die Truppen Anfang Dezember aufnahm und am 24. Dezember nach Westindien (Karibik) in See stach. Nach einer sehr beschwerlichen und verlustreichen Seereise erreichte man Anfang Februar die Insel Curacao, wo Schiffe repariert werden mussten. Von dort ging es zum Hafen Porto Caballo in Venezuela, wo man bis Ende April blieb, ehe am 1. Mai 1783 die Segel zur Heimfahrt gesetzt wurden. Am 19. Juni begann die Ausschiffung in Brest und der Rückmarsch in die Pfalz (nach Homburg).

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Das Modell

Über den Feldzug des Regiments Royal-Deux-Ponts gibt es eine ganze Reihe verschiedener Aufzeichnungen. Am interessantesten finde ich das Tagebuch des einfachen Chasseurs (Schütze mit einem Chassepot-Gewehr) Georg Flohr, das komplett erhalten ist und in auszugsweiser Übersetzung vorliegt. Sehr detailliert und lebendig, in der damals üblichen Ausdrucksweise wird der gesamte Feldzug, mit allen Landschaften, Tieren, Dörfern, dem Wetter und den Dörfern, Wirtshäusern und Städten, durch die man zog, beschrieben. Dazu kommen ausführliche Schilderungen zu den Wilden, den Farmern, der Landwirtschaft, zu den Rasttagen, den üblichen Vergnügungen, der Lage vor Ort und was ihm noch so bemerkenswert erschien. Einfach großartig in seiner präzisen Einfachheit. Auch die Schlacht von Yorktown wird ausführlich beschrieben und manche interessante Anekdote eingeflochten. Breiten Raum nehmen Schilderungen von Volksfesten, Bällen, Verwandtenbesuchen und Besuchen der Amerikaner (insbesondere der Amerikanerinnen) im Lager ein.

Dabei kam mir die Idee für mein Diorama. Man könnte doch mal ein Farmhaus in Virginia, Pensylvania oder Maryland darstellen, das vielleicht einem Pfälzer gehört, der als Mitglied der Minuteman von seinen alten Landsleuten zu einer gemeinsamen Übung abgeholt wird oder ein Geburtstagsständchen bekommt oder zum Dank für irgendwelche Heldentaten ausgezeichnet werden soll oder als Dankeschön für das letzte Woche gespendete Grillschwein zum Lagerfest eine Ehrensalut bekommt oder, oder, oder....

verwendetes Material:

Figuren: Italeri (französische Infanterie), Revell (Milizionäre), Imex (Pioniere); Haus: Thomas Förstmann (Gießkeramik)


Hier noch ein paar Detailbilder zum Diorama:

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Und so ist das Diorama entstanden: Zuerst wurde auf der Grundplatte der grobe Aufbau festgelegt, danach der Boden gestaltet, dann die Teile fertig gestellt, alles bepflanzt und platziert und zum Schluß die Figuren eingesetzt.

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