Raubritter in 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original

Im 15./16. Jh. verloren die Ritter ihre Funktion als eigener Stand und viele die mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr klar kamen, gerieten in recht elende Verhältnisse.

Mit dem zunehmenden Aufkommen von Abstandswaffen wie den Langbögen, Armbrüsten und ersten Feuerwaffen mußten die bis dahin nahezu unbesiegbaren, schwer gepanzerten Ritter zu immer stärker gepanzerten Rüstungen greifen, um unverletzt zu bleiben. Dieser Weg führte jedoch in eine Sackgasse und zeigte nur, daß die bisherige Kampfesweise mit Ritterheeren überholt war. Neben der waffentechnischen Entwicklung änderte sich auch die Kampftaktik, an die Stelle des von den Rittern für besonders ehrenhaft gehaltenen Kampfes Mann gegen Mann trat der Kampf mit Bauern- oder Bürgerheeren, denen das ritterliche Kampfverständnis fehlte, nur der Sieg unter Anwendung aller Mittel zählte. Diesen Enwicklungen standen die Ritter hilflos gegenüber. Der Verlust ihrer militärischen Vormachtstellung führte viele Ritter auch in den wirtschaftlichen Ruin. Hungerkatastrophen und Seuchen taten ein Übriges, daß auf den Rittergütern keine ausreichenden Güter für die Ritter, die ihr Leben den geänderten Bedingungen nicht anpassen wollten, vorhanden waren. Für viele schien die Lösung in der damals weit verbreiteten Raubritterei zu bestehen. Dieses Raubritterunwesen nahm solche Folgen an, daß Landesfürsten und Städte gezwungen waren, mit militärischen Mitteln koordiniert und trckreich dagegen vorzugehen, wenn sie ihre wirtschaftliche Existenz nicht gefährden wollten. Diesen „Raubritterkriegen“ verdanken wir eine Vielzahl der malerischen Burgruinen in unserer Umgebung, die nach der Vertreibung ihrer alten Herren dem Verfall anheim gestellt wurden oder gleich zerstört wurde. Waren im Umland Siedlungen vorhanden, war eine sichere Methode, den Abriss zu fördern, die Mauersteine als allgemeines Baumaterial frei zu geben.

Das Modell

Es war mein erstes Diorama überhaupt, dass ich unter dem Eindruck der für mich sehr schönen Revellfiguren der französischen Ritter (02563) irgendwann in den 90iger Jahren des letzten Jahrtausends baute. Ich wollte zeigen, dass der Ausweg aus den prekären finanziellen Folgen, die der Bedeutungsverlust für die Ritter mit sich brachte, durch die Raubritterei auch nicht immer einfach war. Denn die oft ausgeplünderten Kaufleute der auf Handel orientierten Städte mieteten sich Waffenknechte, die den Rittern ihre Raubzüge verleideten. Mit den sehr schönen Figuren der französischen Ritter und des englischen Fussvolkes (02562) habe ich eine Szene dargestellt, wie sie sich in der oben beschriebenen Zeit vielfach zugetragen haben mag. Ein Raubritter mit seinen 2 Knappen hat für einen vermeintlichen Kaufmannswagen in einem engen Hohlweg eine Falle errichtet, um diesen auszurauben. In dem Wagen befinden sich jedoch statt der erhofften Luxuswaren mehrere Reisige (Kriegsknechte), die im Auftrag von Kaufleuten dem bekannten Wegelagerer eine Falle stellen, um ihm den Garaus zu machen.

Ich wusste damals nichts weiter von Figuren, auch nicht, dass dieses Set eine Übernahme von Accurate war. Mehr Informationen dazu findet man (in englisch) auf der Seite Plasticsoldier Review mit folgendem Link: