Wachturm am Limes 100 A.D. im Maßstab 1:72 - Autor: Ralf Martin

Zur Geschichte

Das römische Reich sicherte schon frühzeitig die Grenzen in den neu eroberten germanischen Provinzen gegen die, meist feindlichen, barbarischen Nachbarn durch Befestigungen, die im Laufe der Jahrzehnte immer weiter ausgebaut wurden. Dabei hatte diese Limes genannte Befestigung keinen Verteidigungscharakter, sondern diente lediglich der Überwachung der Grenze und der Kontrolle des Handels und Wandels über diese Grenze hinweg. Von dort aus wurden die im Hinterland stationierten Legionen alarmiert, die dann in Eilmärschen an die kritischen Grenzabschnitte marschierten. So zog sich der obergermanische Limes von der Rheinmündung am Fluß entlang bis Koblenz und von dort aus weiter bis an die Donau bei Regensburg.

Dabei wurden unter Kaiser Domitian (81-96n.Chr.) auf Sichtweite hölzerne Wachtürme errichtet, die durch einen Weg verbunden waren. Die Entfernungen der Türme variierten je nach Gelände und damit Sichtbarkeit stark, ihre Höhe ebenfalls. Die Abstände betrugen so etwa 200-1000m. Ab ca. 120 n.Chr. begann eine weitere Ausbauphase, in der eine Palisade und später Graben und Wall vor dem Patrouillenweg angelegt wurden. Außerdem begann man die verfallenden Holztürme durch Steintürme zu ersetzen. Diese Ausbauarbeiten fanden nicht gleichzeitig und an allen Stellen statt. So gab es in schwer zugänglichen, bergigen Grenzabschnitten z.B. nur Türme, die auf passenden Bergrücken standen, z.B. in der Eifel.

Die Türme hatten einen quadratischen Grundriss von 4,8 bis 6m Seitenlänge, ihr Eingang befand sich weit oberhalb des Bodens im ersten Stock, nur über eine einziehbare Leiter erreichbar. Dieses Geschoß verfügte meist schon über kleine, schießschartenähnliche Fenster und war wohl ein kombinierter Lager- und Wirtschaftsraum. Von dort aus kam man über eine weitere Leiter in das Dachgeschoß, das von einer umlaufenden Plattform umgeben war, von der aus der Wachdienst erfolgte. Die Höhe der Plattform über Grund mußte eine Verständigung mit den Nachbartürmen mittels Signalhörnern und Rauch- und Lichtzeichen ermöglichen. Daher variierte die Höhe der Plattformen stark. Es gab Türme mit Plattformhöhen bis zu 10m. Die Türme besaßen wohl meist ein mit Holzschindeln gedecktes Spitzdach. Aber auch Schiefer- und Strohdeckung ist bekannt. Die Fenster verschloß man mit Holzläden, aber teilweise auch schon mit Glasscheiben. Wie viele Bauten der Zeit waren die Türme oft weiß verputzt und mit eingeritzten roten Quaderlinien verziert.

Die genaue Anzahl der auf den Türmen befindlichen Besatzung ist nicht bekannt, jedoch mußten mindestens 4 Personen stationiert sein, um dem Wachrhythmus der römischen Armee genüge tun zu können ( 4 Nachtwachen). Dazu kam wohl noch ein Postenführer. Mehr als eine Zeltgemeinschaft (contibernium) aus 8 Personen dürften von den Platzverhältnissen nicht untergekommen sein und bildete wohl die Standardbesatzung. Die Turmbesatzungen waren keine Legionäre, sondern Angehörige der Hilfstruppen. Evtl. war der Postenkommandant ein altgedienter, nicht mehr voll kampftauglicher Legionär. Entsprechend sah auch die Bewaffnung aus. Es waren nur die üblichen leichten Handwaffen wie Speere, Schwerter und Schleudern mit Wurfsteinen vorhanden. Dazu Schilde der Hilfstruppen. Starke Rüstungen wie bei den Legionären waren ebenfalls kaum vorhanden, Kettenhemd und Helm mußten reichen.

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Das Modell:

Mein Modell stellt nun einen freistehenden Wachturm dar, wie ich ihn bei einem Urlaub in der Eiffel noch anhand der Grundmauern auf einem kleinen vorspringendem Bergrücken mit Blick über das Tal der Ruhr in der Nähe der Ruhrseetalsperre finden konnte.

Das Modell ist ein Resin Bausatz der Fa. Fine Scale Factory, bestehend aus mehreren Wandplatten mit dem Rohsteinmauerwerk, einem Schindeldach und Teilen für die Holzplattform. Dazu gehören auch noch ein paar Zinnteile für die Leitern, Türen und Fensterläden sowie eine Zinnfigur für einen Auxiliarsoldaten. Die Passgeauigkeit war leidlich, trotzdem mußte an den Verzahnungen der Wände mitteinander einiges nachgearbeitet werden, damit nach dem Zusammenkleben alles ordentlich aussah. Den Turm habe ich erst beige gespritzt, um innen den hellen Verputz und außen die hellen Fugen zu erhalten und dann habe ich mit verschiedenen grau, braun und grünen Farbtönen die Steine einzeln angemalt und trockengemalt. Die Holzteile und das Schindeldach habe ich grau grundiert und dann hellgrau trockengemalt, um das durch die Witterung vergraute Holz darzustellen.

Mein Bergrücken ist aus Styropor auf einer Holzplatte aufgebaut, mit Pappiermasse und Tapetenkleber modelliert und später mit Ponalkleber ausmodelliert und mit feinem Sand, Steinchen, Beflockungsmaterialien und selbstgefertigtem Strauchwerk und Büschen versehen.

Mehrfach kam die Airbrush zum Einsatz, bis mir die farbliche Wiedergabe der Landschaft gefiel. Nachdem der Turm dann auf der freigehaltenen Fläche aufgesetzt war, kam zur Belebung noch einiger Kleinkram aus dem Modellbahnsektor wie Körbe, Zäune, div.Gerätschaften und Tiere (Ziegen und Hund) dazu. Die (sichtbare) Turmbesatzung stellte ich aus dem schon erwähnten Auxiliarsoldaten, einer (Zinn)Legionärsfigur im Kettenpanzer und einem Umbau aus ESCI-Römerkopf mit Barbarenkörper dar. Der sich gerade dem Turm nähernde berittene Inspekttorentrupp aus drei Offizieren mit ihrem Packmaultier entstand durch kleinere Ergänzungen (Speere, Schilde) aus einer Zinnreitergruppe (Hersteller Jörg Schmähling) mit der Bezeichnung "Tribun,Konsul,Legat". Das Maultier ist ein etwas überarbeitetes Zebra aus einer Zootierpackung von Preiser.

Im Ergebnis habe ich ein meiner Meinung nach recht sehenswertes Modell erhalten, auch wenn es heute nun schon sehr viel bessere Modelle und Materialien als am Ende des letzten Jahrtausends gibt, als diese Modell entstand.


Ein paar Jahre später (nach einem Transportschaden auf dem Weg von einer Ausstellung...) musten römische Handwerker im Rahmen der anstehenden Renovierungsarbeiten auch die typisceh Steinimitationen auf das Mauerwekr malen. Dazu rückten drei neue Arbeiter aus einem Set römische Handwerker von Jörg Schmähling an, errichtetetn ihren typischen Misch-Kasten für den Brandkalk am Turm, bauten ein Gerüst und begannen den weißen Putz aufzutragen. Die Arbeiten dauerten noch an, als wieder mal Inspektoren kamen.

Diesen neuen (aktuellen) Bauzustand kann man in den folgenden Bildern sehen:

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