China - Sung auf der Flucht 1276 - Autor: Ralf Martin (2020)

Das Original

Zum Anfang des 13. Jahrhunderts waren aus den zuvor existierenden verschiedenen Ländern auf dem Gebiet Chinas drei große Reiche, die Reiche der Sung (oder Song) im Süden, der Kin (oder Chin) im Norden und das der Hsi Hsia (auch Xi Xia) im Westen entstanden. Sie bekämpften sich gegenseitig und ignorierten dabei die Bedrohung durch die Mongolen im Norden.

Zwischen den Sung im Süden und den anderen Reichen nördlich und westlich gab es größere kulturelle Unterschiede. Die Sung bildeten das eigentliche China und waren das größte und reichste Land, hatten aber schon den Norden verloren und somit lag ihr Reich hinter dem schützenden Jangtsekiang und erstreckte sich bis Vietnam, das aber auch bereits unabhängig geworden war. Auf dem Jangtsekiang betrieben die Sung eine große Flotte mit Schaufelradschiffen als Grenzsicherung. Die Sung waren reich und wohlhabend, liebten Prunk und glänzende Außendarstellungen - was die ärmeren Neider auf den Plan rief. Militärisch hielten die Sung sich für stark, hatten eine zahlenmäßig große (und viel Geld verschlingende) Armee sowie viele befestigte Städte und Burgen. Die Armee bestand haupsächlich aus Infanterie und einer starken Marine, auf Kavallerie legten sie im Gegensatz zu den nördlichen Nachbarn nicht so viel Wert, da sie selber auf Grund des feucht-warmen Klimas keine gute Lage für eine Pferdezucht hatten. Sie züchteten zwar selber auch schöne Rassepferde, importierten aber die meisten Pferde aus anderen Ländern und hielten nicht viel von den kleinen struppigen Pferden ihrer Gegner. Zu ihrem Leidwesen zeigten aber ihre großen und prächtigen Rassepferde wenig Ausdauer im Krieg und die Reiter sahen darauf zwar prächtig aus, konnten aber im Kampf nicht gut gegen die wendigen kleinen und genügsamen Pferde mit den Bogenschützen der Mongolen bestehen.

1211 begann der mongolischen Angriff auf die drei verbliebenen Reiche. Zuerst Angriff auf das westliche und kleinste Reich Xi Xia, das sofort dem Angriff erlag. Danach Angriff auf die nördlichen Chin, das 1234 besiegt wurde.

1258 begann der Angriff auf das letzte verbliebene chinesische Reich der Sung im Süden und in einem erbitterten Krieg von Stadt zu Stadt und Burg zu Burg kämpften sich die Mongolen und ihre zahlreichen Hilfstruppen vorwärts. 1279 wurde das Reich der Song endgültig erobert, nachdem eine mongolische Flotte im Mündungsbereich des Perlflusses die Flotte der Sung vernichten konnte und dabei der erst 8-jährige Kaiser Bing getötet wurde. Es wird angenommen, dass dies von der Anzahl der beteiligten Schiffe her die größte Seeschlacht in der Geschichte der Menschheit war.

Kublai Khan war damit der erste Herrscher über das neu vereinigte China und er begann danach die Invasion weiterer Staaten. Obwohl er sich bereits 1271 zum neuen Kaiser von China hatte krönen lassen, gilt erst das Jahr der Niederlage der Sung 1279 als das Gründungsjahr der neuen Yuan-Dynastie, mit Kublai Khan als deren erstem Kaiser.

1275 kam übrigens der junge Marco Polo an den Kaiserhof Kublai Khans nach Peking.

Das Modell

Von Italeri gibt es ein Set (6123) mit Figuren, dass sich "Chinesische Kavallerie des 13. Jahrhunderts" nennt und wunderbar modelliert ist. Leider sind nur 5 Reiterposen und 4 verschiedenen Pferde enthalten.

Diese Reiter mit ihren prächtigen Rüstungen und gepanzerten Pferden stellten nicht unbedingt typische chinesische Reiter dar, sondern sind schon etwas besonderes und können sehr gut für südliche Kämpfer herhalten, da die relativ großen Pferde mehr zu deren Kavallerie als zu der der nördlichen Länder passen.

Mir schwebte eine Szene aus dem südlichen China vor, die ich mit diesen Figuren umsetzen wollte. Dazu waren noch die japanischen Bauern und Ninja von Zvesda geplant, damit ein paar passende Zivilfiguren eingesetzt werden konnten.

Ein Reisfeld und ein Lotosfeld als typische Landschaftselemente waren auch vorgesehen.

Zum Glück waren die Posen der Reiter nicht alle kämpferisch, der Bogenschütze konnte so nicht verwendet werden bei einer ruhigen Szene, die die Reiter als Eskorte für einen hohen Beamten aus der Verwaltung des Sung Reiches zeigt, der sich während des bereits seit Jahren andauernden Krieges auf der Flucht durch das Land befindet.

Ich baute die Reiter mit ihren Stangenwaffen etwas um, damit die Posen besser zum entspannten Reiten einer Eskorte passten. Für den Beamten musste ein typischer chinesischer Reisewagen, mit einem Wasserbüffel (von Nikolai) als Zugtier, gebaut werden. Dieser entstand aus vorhandenen Wagenrädern und Plastik sowie Sackleinen als Dach. Mit einem Kutscher und etwas halbwegs passendem Gepäck beladen ist er ein geeignetes und typisches Reisegefährt.

Der Rest entstand im Eigenbau. Die Lotosblätter schnitt ich mit einer Nagelschere aus Plastik-Aquarienpflanzen und die Lotosblüten sind eigentlich Rosenblüten von Busch während die Reispflanzen aus eingefärbten Borsten sind. Weiteres Grünzeug ist aus diversen Modelleisenbahnquellen.

Die baulichen Begrenzung mit der Mauer und dem Tor stellt den Eingang zu einem Tempel dar, ich baute ihn inspiriert von alten chinesisschen Tempeln und ähnlicher Mauerarchitektur, wie man sie bei einer Rundreise vorgeführt bekommt. Die Beschriftungen wurden aus Urlaubsfotos gewonnen, die ich spiegelverkehrt druckte und mit einem Potch-Set dann auf die Flächen brachte.

Besonders begeistert war ich von den gerade neu erschienenen Vietnamesischen Bauern aus dem Hause Germania-Figuren, die für eine schöne Belebung der Szenerie sorgten.


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Hier noch ein paar Detailbilder zur Bauphase:

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Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blödheit der Bewunderer zusammen.(Heiner Geissler (1930-2017), deutscher Politiker)