Tilly und der Galgenbaum im Jahre 1625 - Autor: Ralf Martin (2022)

Das Original

Vielleicht die bekannteste Illustration zu den Grausamkeiten des dreißigjährigen Krieges ist die Galgenbaum Radierung von Jacques Callot, einem Kupferstecher aus Lothringen, die 20 Gehenkte an den Zweigen eines mächtigen Baumes zeigt, während einem weiteren Opfer oben auf der Leiter der Strick um den Hals gelegt wird und ein Priester ihn segnet. Die Darstellung ist sehr detailliert und eindrucksvoll, neben den bereits gehenkten und dem direkten nächsten Opfer kniet bereits ein weiterer vor der Leiter und empfängt die Absolution durch einen Priester oder Mönch, während rund um den Baum weitere Landsknechte und Verurteilte stehen, auf einer Trommel vermutlich um das Leben oder die Hinrichtungsreihenfolge gewürfelt wird, ganze Abteilungen Pikeniere und Musketiere angetreten sind und dabei zuschauen müssen, was ihren Kameraden oder Gegnern geschieht und im Hintergrund die Zelte eines Militärlagers zu erkennen sind.

Daran sieht man, dass dieses Bild nicht die Auswüchse brutaler Ausschreitungen an der gepeinigten Zivilbevölkerung zeigt, sondern im Prinzip das Gegenteil, nämlich die Durchsetzung militärischer Disziplin in einem der damaligen Heere.

Es gibt keinen Hinweis, warum die Männer hingerichtet werden, aber es gab damals durchaus Versuche, die Disziplin in den Truppen mit drastischen Maßnahmen durchzusetzen, die Todesstrafe stand auf unerlaubte Plünderung, willkürliches töten von Zivilisten, Kameradendiebstahl und anderes Fehlverhalten im Lager wie schlafen auf der Wache, Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind. Untere Chargen wurden dabei in der Regel gehenkt oder arkebusiert (erschossen), Adelige mit dem Schwert hingerichtet.

Bekannt ist beispielsweise die Hinrichtung auf Befehl von Wallenstein am 14.2.1633 in Prag, wo dreizehn Offiziere, darunter auch solche von angesehenem Adel, und fünf Reiter wegen ihres angeblich feigen Verhaltens in der Schlacht bei Lützen öffentlich mit dem Schwert hingerichtet wurden. Die Namen von 50 fahnenflüchtigen Offizieren wurden mit allen Zeremonien militärischer Entehrung an einen Galgen genagelt.

Besonders bekannt für die strenge Durchsetzung von Disziplin war der Generalleutnant des bayrischen Heeres und Heerführer der kaiserlich-katholischen Liga, Johannes Tserclaes Graf von Tilly (1559-1632), einfach auch oft nur Tilly genannt.

Er war ein Jesuitenzögling und achtete streng auf die Disziplin und die Beachtung der katholischen Glaubensprinzipien, er galt als ausgezeichneter Feldherr, fromm, unbestechlich und zuverlässig. Belastet ist sein Ruf allerdings durch die barbarische Plünderung von Magdeburg 1631 durch seine außer Rand und Band geratenen kaiserlichen Truppen. Auch wenn er sie zu verantworten hatte, war er daran doch unschuldig und hatte sogar im Gegenteil versucht, sie durch persönliches Eingreifen zu verhindern und er sorgte auch für die Beendigung.

Es ist z.B. überliefert, dass er 1625 in der Lüneburger Heide mehrere Soldaten hängen ließ, die beim unerlaubten Plündern einen Schafhirten erschossen hatten, der seine Herde vor ihnen beschützen wollte.

Das Modell

Die eingangs bereits erwähnte Zeichnung des Galgenbaums hatte scheinbar Germania-Figuren animiert, in der Reihe zum Dreißigjährigen Krieg ein entsprechendes Themen-Set heraus zu bringen. Sehr schön umgesetzt sind nahezu alle dort zu sehenden Posen, bis auf die vielen Gehenkten, in dem Set enthalten.

Ein altes Zinnfiguren-Set in meinem Lager enthielt aber auch einen Baum aus Zinn der als Galgen für eine Figur diente. Zusätzlich kamen noch diverse Pikeniere und Landsknechte von Germania und Retrokit. Der berittene Tilly ist aus der Reihe von historischen Persönlichkeiten die man bei Fuhrmann-Figuren unter der Herstellerbezeichnung HOWI bekommen kann.

Letztlich entscheidend war aber, dass ich schon lange aus einem Spielzeugset einen Plastikbaum aufgehoben hatte, der das Potential für einen geeigneten Galgenbaum besaß. Ich brachte noch ein paar zusätzliche Äste aus Draht an, begrünte ihn und bekam dadurch den schönsten Galgenbaum gebaut, der nun den Mittelpunkt des Dramas darstellt.

Hier noch ein paar Detailbilder zur Bauphase:

Für größere Bilder auf die Abbildungen klicken!

Der Baum entstand aus einem Plastikbaum in einem Spielzeugset.

Für größere Bilder auf die Abbildungen klicken!


Der Krieg ist darin schlimm, dass er mehr böse Menschen macht als er deren wegnimmt.(Immanuel Kant (1724-1804), deutscher Philosoph)