Das Raumschiff Shenzhou (1:72) - Autor: Ralf Martin

Das Original

Pläne, in die bemannte Raumfahrt einzusteigen, gab es in China schon lange. Aus politischen und Kostengründen wurden diese aber lange Zeit nicht realisiert. Erst ab 1991 nahm das Projekt wieder ernsthafte Formen an, als man mit Russland ein Geschäft über den Erwerb von Weltraumtechnologie abschloss und begann, 20 chinesische Wissenschaftler von 1992-1994 in Russland auszubilden.

1995 wurde umfangreiche Technik für bemannte Raumflüge an China geliefert. Die Chinesen kauften jedoch keine Raumschiffe, sondern nur Teile der Technik für Prüfstände und Fertigung und entsprechendes Wissen. Sie entwickelten auf der Basis russischer Technik ein eigenes Raumschiff in enger Anlehnung an die russischen Sojus Entwürfe. So entstand ein Raumschiff, das im Aufbau den russischen Sojus Raumschiffen entspricht, aber ca. 13% größer ist . Es besteht wie diese aus einem Orbitalmodul an der Spitze, der Rückkehrkapsel in der Mitte und dem Servicemodul am Heck.

Zwei Paar Solarpanele (jeweils eines am Servicemodul und eines am Orbitalmodul) sorgen für nahezu die dreifache elektrische Leistung wie sie ein Sojus Raumschiff hat und das entspricht nahezu der Leistung der ehemaligen Raumstation Mir in der Basisausführung. Im Gegensatz zu den Sojus Raumschiffen hat das Orbitalmodul eine eigene Energieversorgung, einen eigene Antrieb und eine eigene Steuerung, was nach der Trennung von der Rückkehrkapsel weitere autonome Flüge für eine gewisse Zeit ermöglicht. Außerdem kann an Stelle des jetzigen Orbitalmoduls auch anderes angebaut und mit ins All transportiert werden wie z.B. Kopplungsstutzen, Module für Raumstationen und ähnliches. Der typische Orbit liegt bei 196X324 km mit 42,5 Grad Bahnneigung. Der Lebensraum beträgt in Summe etwa 14 Kubikmeter.

Das Orbitalmodul: Bietet zusammen mit der Rückkehrkapsel die Möglichkeit für bemannte Raumflüge von etwa 20 Tagen Dauer und kann alleine bis ein Jahr autonom im All bleiben. Die Ausstattung kann je nach Aufgabe wechseln. An Stelle der vorne außen angeordneten Experimentpalette kann z.B. auch ein Kopplungsstutzen montiert sein oder das Modul weiter gestreckt sein. Das Volumen beträgt 8 Kubikmeter. Die projektierte Lebensdauer beträgt 200 Tage. Die Spannweite der Solarflächen ist 10,4 mit einer Fläche von 12,24 Quadratmeter und einer durchschnittlichen Leistung von 0,5 Kilowattstunden.

Die Rückkehrkapsel: Konzeptionell beruht sie auf der Sojus Kapsel, wurde aber 13 % vergrößert. Sie landet an einem großen Fallschirm bei Zündung von Bremsraketen kurz vor dem Aufprall. Sie bietet Platz für drei Raumfahrer, die sich darin 20 Tage aufhalten können. Das Volumen beträgt 6 Kubikmeter.

Das Servicemodul: Es enthält die Energieversorgung und die Steuertriebwerke für den Aufenthalt im All. Solarpanele mit einer Spannweite von 17 m , die der Sonne nachgeführt werden können, sorgen für eine elektrische Leistung von 1 kW im Durchschnitt.

Vergleich zwischen Sojus und Shenzhou:

 

Komplettes Raumschiff:

  Sojus Shenzhou
Gesamtmasse 7,25 t 7,84 t
Länge 7,48 m 9,25 m
Durchmesser 2,72 m 2,80 m
Spannweite 10,06 m 17,00 m

Service Modul:

  Sojus Shenzhou
Masse 2,95 t 3,00 t
Davon Treibstoff 900 kg 1000 kg
Länge 2,60 m 2,94 m
Durchmesser 2,17 m 2,50 m
Basisdurchmesser 2,72 m 2,80 m

Rückkehrkapsel:

  Sojus Shenzhou
Masse 3,00 t 3,24 t
Länge 1,90 m 2,06 m
Durchmesser 2,17 m 2,52 m

Orbitalmodul:

  Sojus Shenzhou
Masse 1,30 t 1,50 t
Länge 2,98 m 2,80 m
Durchmesser 2,26 m 2,25 m

Der Ablauf des "Shenzhou" Programms

1.April 1992: Beschluss zum bemannten Weltraumprogramm

1.Januar 1993: Entwicklung des bemannten Raumschiffs "Shenzhou" beginnt

1.Dezember 1997: Die ersten zwei chinesische Kosmonauten beenden ihr Training in Russland und werden Instruktoren

19. März 1998: auf der Weltraumkonferenz in Peking verkündet China sein Weltraumprogramm und dessen einzelne Stufen.

18. Januar 1999 Die Bahnverfolgungsschiffe beenden ihre 16-monatige Überholung und Neuausrüstung. Die drei Schiffe werden in den Pazifik, Indischen und Atlantischen Ozean geschickt.

Mitte 1999 tauchen Berichte zu einer neuen Trägerrakete für bemannte Raumschiffe auf, die Bezeichnung ist CZ-2F

18. Juli 1999: ein weiteres neu gebautes Bahnverfolgungsschiff wird in Dienst gestellt

19. November 1999: Vom Startplatz Jiuguan startet eine Rakete CZ-2F mit einem unbemannten Prototypen des Raumschiffs, dem Raumschiff "Shenzhou 1". Das Raumschiff trennte sich wie vorgesehen 10 Minuten nach dem Start von der Rakete. Es manövrierte nicht im All, sondern bekam nur Befehle zum Wiedereintritt in die Atmosphäre, die aber anfänglich vom Bordcomputer ignoriert wurden. Letztlich hatte man aber doch Erfolg und der Wiedereintritt fand über Tibet statt. Die Kapsel machte an dem Landefallschirm eine weiche Landung in der Nähe des vorgesehenen Landeplatzes in der inneren Mongolei. Die Sonde hatte die Erde 14 mal umkreist und war 21 Stunden und 11 Minuten im All. Alles lief ohne irgendwelche Fehler oder Probleme ab, wenn man von den mehrfach erforderlichen Landebefehlen absieht.

13. Dezember 2000: Vertrag zum Neubau einer Bahnverfolgungsstation in Namibia

09. Januar 2001: Von Jiuguan startet eine CZ-2f mit dem Raumschiff "Shenzhou 2". Es ist der zweite unbemannte Testflug, aber mit einem Affen, einem Hund und einem Hasen an Bord, um das Lebenserhaltungssystem zu testen. Außerdem wurden 64 verschiedene Experimente während des Fluges durchgeführt. Auch Flugmanöver zur Veränderungen der Orbits wurden durchgeführt. 90 Minuten vor der Landung kam es zu einem Druckabfall in der Orbitalsektion und kurzzeitig geriet das Raumschiff außer Kontrolle. Jedoch konnten die Probleme behoben werden und auch bei dieser Landung wurde das vorgesehene Landegebiet in der inneren Mongolei wie geplant erreicht. Das Orbitalmodul verblieb noch sechs Monate im All, machte mehrerer Bahnkorrekturen und führet eine Vielzahl von wissenschaftlichen Experimenten durch, ehe es am 24. August 2001 beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühte.

02. November 2001: Die Bahnverfolgungsstation in Namibia (bei Swakopmund) wird in Betrieb genommen.

25. März 2002: "Shenzhou 3" started in Jiuguan mit einer Rakete CZ-2F. Bei diesem dritten unbemannten Flug befand sich ein Pilotendummy in der Rückkehrkapsel, mit dem wiederum das Lebenserhaltungssystem getestet wurde. Der Start hatte sich um ca. 3 Monate wegen verschiedener technischer Probleme verschoben, aber die Landung ging wiederum glatt am 1. April vonstatten, während das Orbitalmodul erst nach Durchführung weiterer Versuche am 12. November zum Absturz gebracht wurde.

29. Dezember 2002: Mit "Shenzhou 4" findet der vierte und letzte unbemannte Start statt. Wiederum wird in Jiuguan mit einer Trägerrakete CZ-2F gestartet. Eine große Menge an Experimenten wurden durchgeführt, auch mit dem wie zuvor noch länger im All bleibenden Orbitalmodul. Am 5. Januar fand wiederum die gelungene Landung in der inneren Mongolei statt. Anschließend wurde der bevorstehende Start eine bemannten Mission verkündet.

15. Oktober 2003: Yang Liwei startet mit "Shenzhou 5" an der Spitze einer CZ-2F von Jiuguan als erster "Taikonaut", wie die chinesische Bezeichnung für Raumfahrer nun lauten soll, zum ersten bemannten chinesischen Raumflug. Das Testprogramm war sehr konservativ bzw. vorsichtig angelegt. Yang Liwei verblieb in der Rückkehrkapsel und stieg nicht in das Orbitalmodul um. Es gab nur ein paar Fernsehübertragungen und Nahrungsaufnahmen sowie kurze Ruhepausen. Nach etwas über 21 Stunden fand eine Bilderbuchlandung am vorgesehenen Ort statt, während das Orbitalmodul für militärische Aufklärungsaufgaben noch 6 Monate im All blieb.

12./13. Oktober 2005: "Shenzhou 6" mit zwei Taikonauten (Fei Junlong und Nie Haisheng) startet wie immer mit einer CZ-2F von Jiuguan. Sie bleiben 5 Tage im All und arbeiten auch im Orbitalmodul an vielen nicht näher ausgeführten Experimenten, vermutlich militärischer Natur.

25.09.2008: "Shenzhou 7" mit dem ersten Ausstieg in den Weltraum

01.11.2011: "Shenzhou 8" dockt unbemannt an die Raumstation "Tiangong 1" an.

16.06.2012: "Shenzhou 9" führt das erste bemannte Dockingmanöver mit "Tiangong 1" aus.

Die Mission "Shenzhou 10" ist für 2013 geplant.

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Das Modell

Die Firma Trumpeter brachte dieses Raumschiff als Bausatz in 1:72 heraus. Es sind nicht allzuviele Teile und die Qualität ist gut. Nicht optimal ist der Aufbau des Rumpfes aus vier einzelnen Segmenten, das führt zu erhöhtem Spachtelaufwand.



Hier zwei Bilder vom Bau des Raumschiffes.
Links ist das größere Servicemodul und rechts die etwas kleinere Rückkehrkapsel zu sehen.
Am Kopf des gesamten Gespanns befindet sich noch das Orbitalmodul, das je nach Aufgabe auch ganz anders ausgeführt sein kann, als hier am Modell für die Mission mit "Shenzhou 5" dargestellt.


Hier noch ein paar Detailbilder:

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