Das Luftabwehrsystem S-300PMU / SA-10 Grumble in 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original

Das mobile S-300 Luftabwehrsystem (NATO Code "Grumble") für mittlere Höhen wurde in Russland etwa 1980 eingeführt. Es dient zur Bekämpfung von Flugzeugen und Marschflugkörpern und mit der Bezeichnung S-300PMU stellt es bereits die dritte Generation dieses Systems dar. Das erste System war auf Sattelauflieger mit Ural Zugmaschinen aufgebaut, die zweite Generation und alle weiteren gibt es sowohl auf Sattelaufliegern mit KrAz-260 als Zugmaschinen wie auch auf MAZ-7910 8x8 mit einem V-12 Dieselmotor mit 525 PS. Das System besteht aus einem Führungsfahrzeug, zwei unterschiedlichen Radarfahrzeugen und den Haupt-Trägerfahrzeugen mit 4 in Containern dauergelagerten Raketen und evtl. zusätzlichen Nebenstartfahrzeugen(bis zu 8). Eine Batterie in Russland hat in der Regel 8-12 der Startanlagen (im Export scheinbar nur 6-8) und je eines der anderen Fahrzeuge. Ein Regiment besteht aus drei Batterien und hat noch einige reine Transportfahrzeuge für die Raketen mit ihren Containern sowie ein weiteres 3D-Radarsystem.

Das Radarsystem 5N63S ist das etwas ältere System. Neuer ist das System 64N6.

Das Führungsfahrzeug kann 100 Ziele gleichzeitig verfolgen, bewerten und zur Bekämpfung auswählen. Von den Radarfahrzeugen gibt es noch unterschiedliche Ausführungen (modernste Version ist das Radar 64N6), jedoch sind es Phasenverschiebungsradars. Ein System dient der Zielerkennung und ein zweites übernimmt die Zielverfolgung.

Bisher sind 3 Ausführungen der zum Komplex gehörenden Raketensysteme bekannt. Die S-300P, S-300PMU1, S-300PMU2 und S-300PMU3.
Die einzelnen Ausführungen unterscheiden sich hauptsächlich in der Reichweite, Geschwindigkeit und Ladungsstärke der Raketen:
S-300P: 48N6 (SA-10) Rakete; 70kg Spreng-/Splitterkopf ; Länge 7.5 m ; Geschwindigkeit max. 1700 m/s; Gewicht 1.48 Tonnen; Reichweite max. 150 km; Gipfelhöhe 27 km
S-300PMU1: 48N6E (SA-10) Rakete ;100kg Spreng-/Splitterkopf ;Reichweite max. 150 km Länge 7.5 m ;Geschwindigkeit max. 2000 m/s ;Gewicht 1.8 Tonnen ;Gipfelhöhe 27 km
S-300PMU2 "Favorit": 48N6E2 Rakete (SA-10b) ;145kg Spreng-/Splitterkopf ; Reichweite max. 200 km; Länge 7.5 m ; Gewicht 1.8 Tonnen ; Geschwindigkeit max. 3000 m/s; Gipfelhöhe 30 km
S-300PMU3 (wie PMU2, kann aber optional an Stelle einer der 48N6E2 zwei kleine Raketentypen tragen und entsprich damit bereits der Konfiguration des S-400 Systems).

Die Raketen haben ein Feststofftriebwerk, erreichen jetzt Mach 6 und verfügen über halbaktive Radarsuchköpfe. Die Sprengköpfe mit Näherungszünder enthalten Splittersprengsätze oder können auch nuklear sein. Alle 3 sec. kann eine Rakete starten. Bekämpft werden Ziele in Höhen zwischen 25m und 30000m. Ziele über 2000m Höhe werden ab Entfernungen von 47 km bekämpft, Ziele bis 25 m ab 25 km Entfernung. Die Reichweite der Rakete beträgt 150 km beim System PM/PMU. In Russland wird inzwischen das verbesserte aber äußerlich ähnliche S-400 System gefertigt und eingesetzt, weshalb inzwischen auch das S-300 System stark zum Export angeboten wird.

Einsatzländer: Russland, Ukraine, Indien, China, Zypern, DDR (Rückgabe der erst 1989 eingeführten Systeme an Russland 1990), Slowakei, Syrien, Iran.


Die in China gebauten S-300 Systeme haben dort die Bezeichnung FT-2000.
Ein slowakisches S-300PMU System.
Die neueste Ausführung ist das System S-400, hier auf KrAZ-260.

Das Modell

Der ukrainische Hersteller PST bietet zwei Bausätze des S_300PMU systems an, einmal das Haupt-Raketenstartfahrzeug 5P85S und zum Zweiten das Multifunktionsradar 30N6E1. Die vielen Teile der Bausätze wirken auf den ersten Blick etwas grob und einfach, aber sie sind von guter Qualität und meiner Meinung nach auch ausreichend detailliert. Ich habe beide Fahrzeuge unverändert aus dem Kasten gebaut, im Internet finden sich aber genügend Fotos, um noch zusätzlich zu detaillieren. Der ganze Antriebsstrang der Fahrzeuge mit Getriebe, Verteilergetriebe und Gelenkwellen ist vorhanden. Nicht ganz klar war mir der Einbau der zwei Auspuffrohre, die eigentlich unter die Fahrerkabine kommen. Dass sie nicht bei mir eingebaut sind, sieht man aber nicht. Alle Teile passen insgesamt relativ gut, aber die Aufbauten auf dem Fahrgestell können nicht montiert werden, ohne an den aufgeprägten Fixierleisten zu schnitzen. Irgendwie haben die Bausatzkonstrukteure da etwas übersehen. Das Dach der Fahrerkabine passt auch nur schwer, dort muss man etwas spachteln. Die Glasteile habe ich nicht verwendet, sondern "Cristal Clear" genommen, nachdem die Fahrzeuge lackiert waren. Die Größe der Fenster war allerdings wohl das maximal machbare mit diesem Hilfsmittel, ich hatte schon etwas Mühe, noch einen geschlossenen Film zu erzielen. Das Rohr vom Hydraulikzylinder zum Aufrichten der Startcontainer muss aufgebohrt werden, damit dort die entsprechende Stange hinein passt. Große Schwierigkeiten gibt es beim Bauen eigentlich nicht. Lackiert habe ich in einer Dreitontarnung aus olivgrün, rotbraun und beige in Annäherung an die im Internet zu sehenden Farbgebungen und die Bauanleitung. Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten, z.B. waren die NVA Fahrzeuge vermutlich nur einfarbig dunkelgrün. Zum Schluß wurde noch etwas trocken gemalt.

Dem Radarfahrzeug lagen die sehr schön detaillierten Gummireifen bei, die man auch als Nachrüstoption für das Raketenstartfahrzeug einzeln erwerben kann. Sie sehen natürlich erheblich besser aus, als die reifen aus Plastik.

Hier noch ein paar weitere Bilder:

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Das Radarfahrzeug

Das Raketenstartfahrzeug