Das 280 mm Atomgeschütz M65 "Atomic Annie" - Autor: Ralf Martin (2017)

Das Original

Das Artillerie-System M65 entstand in den USA zu Beginn des Kalten Krieges und wurde 1953 in Dienst gestellt. Es besteht aus drei Hauptbestandteilen: dem Geschütz selber, einem Zugfahrzeug und einem Schiebefahrzeug. Es gilt als das größte je gebaute, nicht schienengebundene, landbewegliche Artilleriesystem. 20 dieser Geschütze wurden produziert, mindestens 10 davon waren bis zur Außerdienststellung 1963 in Deutschland stationiert. Dort wurden sie zweimal im Jahr zu Übungszwecken auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr verlegt, während sie ansonsten bei der 7. Armee in Hanau stationiert waren. Innerhalb von 15 Minuten war das Geschütz feuerbereit und auch in 15 min. wieder im Transportzustand. Der Transport war sehr schwierig. Wegen der hohen Radlasten konnte nur auf festen Straßen oder extra befestigten Wegen gefahren werden und auf Grund der erheblichen Länge kam man nur mühsam um Kurven. Das war in Deutschland mit seinen oft engen Straßen ein ernstes Problem, dass gelegentlich sogar zum Abriss von Häusern führte, wenn sich ein solches Fahrzeug festgefahren hatte.

Mit der M65 wurde der einzige atomare Testschuss aus einer Kanone durchgeführt. 1953 wurde auf dem Testgelände „Frenchman Flat“ in Nevada über 7 Meilen (ca. 11 km) Entfernung eine 15 kt Granate (äquivalent zur Hiroshima Bombe) verschossen.

Sie war eine reine mechanisch-hydraulische Konstruktion ohne jede elektronische Komponente. Sie konnte Geschosse von 600 lbs (ca. 272 kg)sowohl in konventioneller als auch nuklearer Ausführung über eine Entfernung von 18 Meilen (ca. 29 km)verschießen.

Das Geschütz (Bezeichnung T72) basiert auf deutschen Konstruktionsprinzipien und war auf einer eigenen Basis befestigt, mit der es von zwei speziellen Trägerfahrzeugen (eines zum Ziehen (M249), eines zum Schieben (M250)) in der Feuerstellung abgesetzt wurde. Auf der Basis war das Geschütz um 360° drehbar. In der Feuerposition wog es 50t, in der Transportkonfiguration 83t. Das Rohr hatte eine Länge von 38,5 feet (ca. 12 m). Zu einer Kanone mit den zwei Transportfahrzeugen und einem zusätzlichen Munitionstransporter gehörte eine Bedienung von 22 Mann, die eigentliche Geschützbedienung bestand aus 7 Mann. Die Atomladung gab es in drei verschiedenen Stärken.

Zur Illustration ein Bild dazu, das ich 2006 im "Army Ordnance Museum" in den "Aberdeen Proving Grounds" aufgenommen habe. Leider war ich damals dienstlich dort unterwegs und hatte nur eine etwas verlängerte Mittagspause Zeit für das wahnsinnig interessante Museum und da habe ich mich mehr auf andere Ausstellungsstücke gestürzt und dieses Ding nur so am Rande mit fotografiert - ich konnte es damals ehrlich gesagt auch gar nicht richtig zuordnen.

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Das Modell

Die Bauanleitung bietet leider keinerlei Informationen zum Original und man kommt beim zusammenkleben ohne weitere Informationen schnell ins grübeln, weil die Anleitung ein paar Schwächen zu haben scheint. Allerdings findet man sehr gute Infos im Internet und eine tolle Seite eines begnadeten Modellbauers, der vor ein paar Jahren diese Kanone in 1:72 Scratch gebaut hat, vermutlich in der Annahme, die bringt eh keiner als Bausatz raus.... Diesem Irrtum bin ich in den letzten Jahren auch schon immer öfter erlegen - allerdings nur bezüglich teurer Resin oder Vacu Bausätze.

Dragon ist ja für recht gute Gussqualität bekannt, das trifft auch auf diesen Bausatz zu. Der Bausatz ist in der sogenannten Black Label Reihe erschienen, die nur was für "echte Fans" sein soll - sprich er ist recht teuer und nicht für den normalen Bausatzkäufer im Spielwarenladen gedacht. Es sind auch recht viele Teile (keine Ahnung wie viele, das steht nirgends drauf) und der Karton ist gut gefüllt. Allerdings hätten es bei dem Anspruch auch noch ein paar mehr sein dürfen,doch dazu später mehr.

Sämtliche normalerweise in Feuerstellung abklappbaren Tritte und Roste sind in hochgeklapptem Zustand mit anmodelliert - die hätten schon mal als separate Teile dabei liegen können. Falls mal irgendein Zulieferer diese später als Zurüstsatz bringt, wird das Entfernen eine echte Herausforderung.

Es ist jetzt nicht wirklich eine große Auswahl an Decals vorhanden, eigentlich nur ein paar weiße Aufschriften und Sterne für 3 verschiedene Markierungen, 2 davon für die zwei in Deutschland stationierten Einheiten (59. und 216. Feld Artillerie Bataillon) und eine für die Erprobungseinheit in den USA, dazu ein paar gelbe Warnmarkierungen. Die Klarsichtteile sind die Scheiben für die zwei Transportfahrzeuge.

Ich baute das Modell nicht in Feuerstellung, da das ja eigentlich kaum richtig geht ohne die dazu erforderlichen abklappbaren Podeste. Ich werde es also in der Transportstellung bauen - aber ich habe auch versucht, es auch so zu bauen, dass man es abgesetzt ohne die Trucks aufstellen kann sowie dazwischen in der Transportaufhängung. Dabei kann man sich aber nicht an die Bauanleitung halten, denn Dragon gibt dort für den Transport eine Konfiguration mit angehobenem Rohr an, die nichts mit der wirklichen Transportstellung zu tun hat.

Laut Bauanleitung soll man den Verschlussblock mit der Rohrwiege verkleben. Das geht aber nicht, wenn man die Transportstellung bauen will, denn in der ist das Rohr samt Verschlussblock weit nach hinten durch die Rohrwiege zurückgezogen und in dieser Position verstaut. Das Rohr ist verschiebbar, wenn man nicht klebt, also habe ich es mal so unverklebt gelassen. Es geht allerdings ziemlich stramm, mit Farbe drauf.

Am Ende habe ich noch einige der Hydraulikleitungen, die die vielen Zylinder mit Öl versorgen, um das Geschütz absetzen und aufnehmen zu können mit Lötdraht ergänzt, das macht sich recht gut.

Die Demonstartion der verschiedenen Stellungen blieb aber für die Fotos hier eine einmalige Sache, die Teile, in denen die Geschützlafette hängt sind zu filigran und brechen zu schnell ab, wenn man diesen Umbauvorgang ausführt.

Als Markierungsvariante habe ich mich am Ende für die der Erprobungseinheit in Arizona entschieden, bei der auch der einzige scharfe Schuss mit einer Atomgranate abgefeuert wurde.


Hier noch ein paar Modellbilder der Fahrzeuge M249 und M250:


Hier noch ein paar Modellbilder des Geschützes T72:

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Hier noch ein paar Detailbilder aus der Bauphase:

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Hier noch ein paar Bilder mit dem Inhalt des Bausatzes:

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