Im Frühjahr 1944 wurden die Kleinkampfverbände der Marine in Timmendorfer Strand in der Lübecker Bucht stationiert. Dazu gehörten anfänglich auch die nach dem Seitenwechsel Italiens erbeuteten Sprengboote. Später wurden diese Einheiten mit Motorbooten, die nach dem Beispiel der italienischen MTM Boote gebaut wurden, ausgerüstet. Die Motorboote wurden nach ihrem Entwickler Linse genannt. Sie entsprachen in der Auslegung und Leistung den italienischen MTM und hatten eine ähnliche Holzstruktur. Sie waren jedoch etwas Länger und breiter, um sie seetüchtiger zu machen. Eine 300 bis 400 kg Mine war im Stern untergebracht und der Bedienstand des Bootsführers befand sich in der Mitte des Rumpfes. Das Boot wurde von zwei V8 Ford-Automotoren mit je 95 PS Leistung angetrieben und hatte zwei Schrauben womit das Boot auf eine Höchstgeschwindigkeit von 33 kn kam.
Das Sprengboot Linse war 5,75 m lang, 1,75 m breit und hatte eine Wasserverdrängung von 1,8t. Im hinteren Teil des Bootes war die Sprengladung untergebracht. Prallte das Boot auf sein Ziel, löste ein mechanischer federnder Zündrahmen am Bug eine Sprengschnur aus, die um den Vorderrumpf lief und diesen abtrennte. Dadurch sank das Heck ab und explodierte dann unter Wasser durch einen hydrostatischen Zünder ausgelöst und hatte die Wirkung einer Seemine.
Der Einsatz der Boote erfolgte in einer komplexen Rottentaktik. Drei Boote bildeten eine Rotte. Ein Boot war das Kommandoboot, zwei Boote waren Sprengboote. Die zwei Sprengboote fuhren dicht bis an das Ziel, dann sprangen die Fahrer über Bord. Danach wurde die Steuerung per Funk vom Kommandoboot aus übernommen, das auch die zwei Fahrer wieder einsammelte. Die Angriffe fanden immer nur bei Nacht statt, bei Tag wurden die Sprengboote zu leicht von Jagdbombern vernichtet. Aus den neuen Booten vom Typ Linsen wurde die K-Flottille 211 gebildet, sie bestand aus 32 Sprengbooten und 16 Kommandobooten. Die ersten zwei Angriffe am 2. und 8. August 1944 an der französischen Kanalküste waren sehr erfolgreich, es wurden 12 Schiffe mit 43000 BRT versenkt und der Verlust von vier Rotten erfolgte erst bei Tagesanbruch, als die sich verspätenden Boote auf der Rückfahrt von Jagdbombern entdeckt wurden.
Es gab dann keine größeren Einsätze mehr, nur noch in einzelnen Angriffen kamen wenige Boote zum Einsatz. Bei Nachteinsätzen konnten sie fast immer zu ihren Zielen durchdringen. Einige spektakuläre Einsätze waren noch geplant (Angriff in die Themsemündung, Angriff auf Scapa Flow), aber nichts davon konnte in der prekären Kriegslage mehr umgesetzt werden. Neue Sprengboote wie das Gleitboot Schlitten und das Pulsrohr getriebene Sprengboot Tornado waren zum Kriegsende noch nicht fertig entwickelt.
Es gibt derzeit zwei Hersteller, die das Sprengboot Linse als Kleinserienmodell aus Resin im Programm haben. Einmal die Fa. Schatton und zum Zweiten der polnische Hersteller Chorosy Modelbud. Mein Bausatz stammt von Chorosy Modelbud. Dabei hat man dort noch ein zweites Modell in dem Doppelbausatz, nämlich das italienische MTM.
Das Modell stellt den Typ des eigentlichen Sprengbootes dar, nicht das Kommandoboot, das etwas anders ausgeführt war, da es nicht den Sprengstz im Heck besaß. Das Modell ist von sehr guter Qualität. Alle Kleinteile sind aus sehr feinem, blasenfreien Resin gegossen. Allerdings sind nicht alle Kleinteile zu gebrauchen. Den federnden Zündrahmen am Bug habe ich daher aus Draht selber neu angefertigt.
Der Rest montiert sich einfach, etwas Spachtel wird nur am Übergang vom Deck zum Rumpf benötigt. Die beiliegende Figur wurde in der Phase des Absprungs kurz vor dem Erreichen des Ziels dargestellt. Um eine etwas ansprechendere Präsentation zu haben, wurde eine kleine Wasserfläche mit dem auf Höchstgeschwindigkeit laufenden Boot aus Acrylgel auf Styropor modelliert.
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