Das Schnellboot S 100 im Maßstab 1:72 - Autor: Ralf Martin (2002)

Einleitung

S 100 BootEine der schönsten Neuheiten damals (2001) im Maßstab 1:72 war ohne Zweifel das deutsche Schnellboot oder auch Torpedoboot "S 100" von Revell. Zu einem moderaten Preis (etwa 25 DM damals) ein Boot in bester Qualität, nicht zu vergleichen mit dem bisher einzigen deutschen Schnellboot (E-Boot) in 1:72 von Airfix. Leider ist für das Boot keine Besatzung vorgesehen und wenn man es in Waterline hätte bauen können wäre das auch nicht schlecht gewesen. Aber ich will nicht meckern - eine echtes Superteil ! Die Bezeichnung E-Boot stammt übrigens von den Briten für "Feindboot" (Enemy-Boot).

(Hier mal eine spätere Ergänzung: Inzwischen gibt es natürlich alles was das Herz begehrt als Zurüstteilen, einschlisßlich Besatzungen, ich habe das Boot aber unmittelbar nach dem Erscheinen gebaut.)

Historie der Schnellbootentwicklung

S 100 Boot Revell

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs unterlag Deutschland starken Restriktionen bezüglich der Flottenrüstung. Nicht betroffen davon waren kleine schnelle Schiffe, die zur küstennahen Bekämpfung von Über- und Unterwasserschiffen durch Torpedos gedacht waren. Deshalb begann ein umfangreiches (und trotzdem weitgehend geheimes) Entwicklungsprogramm für Schnellboote, wie dieser Schiffstyp in Deutschland genannt wurde. 1930 stellte die Reichsmarine ihr erstes Schnellboot vom Typ S-1 in Dienst. Die Abkürzung S steht dabei einfach für Schnellboot, die Ziffern gaben jeweils die Boots-Nummern an, ab denen eine neue Generation bzw. Typ zum Einsatz kam. So blieb S-1 das einzige Boot von diesem Typ, der nächste Typ hieß schon S-2 (4 Boote, S-2 bis S-5), womit klar ist, dass es mit S-6 als neuem Typ weiterging. Davon wurde jedoch nur ein Boot gebaut, da schnell größere Verbesserungen zum Typ S-7 (7 Boote) führte. Diese Boote, etwas vergrößert, ergaben dann den Typ S-14 (3 Boote), im Anschluss folgte der Typ S-18 (8 Boote), der auf dem S-7 Typ basierte. Kurz vor Beginn des Krieges war man dann bei der S-26 Klasse mit vier Booten (die 1942 dann von der Ostsee über die Donau ins schwarze Meer verlegt wurden).

S 100 Boot RevellDie S-30 Klasse war eigentlich eine Exportserie für China, die nicht ganz so modern und etwas kleiner als die S-26 Klasse war, wurde dann aber an die deutsche Kriegsmarine ausgeliefert. Diese Boote konnten dadurch über Binnenwasserwege ins Mittelmeer verlegt werden und unterstützten den Afrikafeldzug. Bei diesem Typ wurde erstmals die Vorderdecksverkleidung um die beiden Torpedoabschussrohre herum gezogen, bis dahin waren sie freiliegend gewesen. Das gab den Booten ein sehr elegantes Aussehen.

Nach der S-30 Klasse folgte die auf der Basis der S-26 Klasse entwickelte S-38 Klasse, die ebenfalls die verkleideten Torpedorohre besaßen. 11 dieser Boote wurden wieder über Binnenwasserwege in das schwarze Meer verlegt. Ab S-68 erhielten die S-38 Klasse Boote die gepanzerte Kommandobrücke mit niedriger Silhouette, auch "Kalotte" genannt, die Boote waren dann vom Typ S-38b. Bis S-138 wurden Boote diesen Typs gebaut, wobei aber auch einige zwischendrin nicht die Kalotte hatten. Abgelöst wurde der Typ S-38 Mitte 1943 durch den Typ S-100, diesmal von vornherein mit einer Kalotte konstruiert, ansonsten aber von den Abmessungen der S-38 Klasse entsprechend. S-100 und S-136 sowie von S-139 bis S-150 und von S-167 bis S-228 sowie S-301 bis S-305 waren Boote der S-100 Klasse. Bis S-135 wurden noch weitere S-38 Boote gebaut, S-151 bis S-158 waren ein andere Typ, die S-151 Klasse. Es waren erbeutete, unvollendet gebliebene holländische Schnellboote englischer Konstruktion, die nun mit deutscher Ausrüstung fertig gestellt wurden. In der Regel bildeten 10 Boote eine sogenannte Schnellbootflottille, manchmal waren es je nach Klarstand aber auch weniger. Die Flottillen kämpften fast immer im Verband, in der sogenannte Rudeltaktik.

Technische Daten (S-100 Klasse)

Länge: 35 m Breite: 5,1m Tiefgang: 1,5m Verdrängung: 100t (117t voll beladen) Antrieb: 3 mal DB MB 511 Dieselmotoren mit jeweils 2500 PS Geschwindigkeit: 42kn (78km/h) Reichweite: ca. 750 nautische Meilen (1400km) ab S-219, davor 50 Meilen weniger. Die Zahl der Besatzungsmitglieder betrug anfänglich 24 Mann, am Ende bis zu dreißig Mann, die meistens wurden zur Bedienung der Abwehrwaffen und der Schiffsmaschinen benötigt.

Bewaffnung

2 Torpedorohre, max. 4 Torpedos 53,3 cm 2 cm Flak im Bug, Mittschiffs 2 cm Flak-Zwilling, Heck 3,7cm Flak (manchmal auch durch 4 cm ersetzt)

Farbgebung der Schnellboote allgemein

S 100 Boot Revell S 100 Boot Revell
Zu Beginn des Krieges waren die ersten Schnellboote noch im deutschen Standardfarbton der Marine gehalten, er nannte sich hellgrau 4 (etwa FS16515). Später wurden die Schnellboote für den Nachteinsatz (die bevorzugte Einsatzzeit) auf den vertikalen Flächen (von See aus zu sehen) sehr hell grau gestrichen, im sogenannten "Schnellbootweiß" (etwa FS 27875). Manche Boote waren auch für Tageseinsätze dunkler getarnt, wofür ein dunkler Grauton (etwa FS26187) verwendet wurde. In südlichen Gefilden wurden die Decks in Hellgrün 35.1 gestrichen (etwa FS34258) oder im oliv Ton Dunkelgrün 35.3 (etwa FS34097). Im schwarzen Meer zog sich über den Bug auch noch eine deutliche rot-weiß gestreifte Luftidentifizierung. In der mittleren Kriegsperiode gab es auch viele Boote mit horizontal verlaufenden Fleckentarnungen in verschiedenen Farben, so ist grau mit hellbraun für S-30 Boote bekannt, ebenso grau mit dunkelblau für andere. Die horizontalen Flächen (aus der Luft zu sehen) waren in schwarz, in verschiedenen Grautönen oder mittelgrün gehalten. Unter der Wasserlinie waren sie zuerst mit einer schwarzer Farbe (Schiffsbodenfarbe Grau 1) gegen Fäulnis geschützt, später war es ein braun-roter Schutzanstrich (Schiffsbodenfarbe Rot 5) mit einem schwarzen Streifen zur grauen Farbe, aber es gab auch beide Farben gleichzeitig. Viele der Boote trugen Markierungen und persönliche Zeichen der Kommandeure, die Nummern am Bug wurden meist mit Kriegsbeginn entfernt, jedoch existieren auch Bilder aus dem Krieg und von an die Sieger übergebenen Booten, die noch immer die Bugnummern trugen. Die Torpedos waren meistens schwarz, mitunter auch silbern (blankes Metall), dann mußte aber als Korrosionsschutz ein Beschichtung her, die auch gutes Herausgleiten aus dem Torpedorohr ermöglichte, z.B. wurde mit kupferhaltiger Fettpaste experimentiert.

Das Modell

S 100 Boot Revell S 100 Boot Revell

Ein super Bausatz mit vielen Teilen, die fast wie von selbst aneinander passen. Das verleitet zu etwas überhastetem Bauen und man sollte nicht vergessen, vorab einen Blick in den Bauplan zu werfen, um beispielsweise notwendige Bohrungen von den Innenseiten in die Deck und Rumpfteile zu bohren. Auch der Brunnen für das MG auf der Back soll vor dem Zusammenkleben der Rumpf und Deckteile angebracht werden. Das Boot ist nur mit zwei Torpedos bestückt, Seeminen sind keine vorhanden. Am Heck befinden sich vier Nebelkannen, von denen allerdings laut Bauplan nur zwei montiert werden sollen. Jedoch ist das nur als Empfehlung zu sehen, denn als Schutz vor Tieffliegern wurden die Nebelanlagen häufig eingesetzt und wurden entsprechend reichlich zur Feindfahrt mitgenommen. Die Ablaufgestelle für die Seeminen sollten dann aber weggelassen werden, zumal im Bausatz sowieso keine Seeminen enthalten sind. Für den Einsatz von Wasserbomben waren diese Schiffe nicht geeignet.

Sehr schön detailliert sind die Luftabwehrgeschütze. In dem Brunnen in der Back ist eine 2cm Flak 30 in einer Drehkranzlafette eingebaut. In der Mitte ist ein 2 cm Zwillingsflak auf einer Sockellafette und achtern eine 4cm Bofors-Flak installiert.

Für den Rumpf ist in der Bauanleitung eine relativ dunkle graue Farbe angegeben (zu dunkel für die Standardbemalung), die man stark verwittern und aufhellen kann, jedoch ohne Rostflecken anzubringen, da es ja ein Holz Rumpf ist. Ich hatte beim Bau zuerst keine anderen Angaben und habe es somit so dunkel getarnt, womit ist es halt gerade eines der Boote mit der Tarnung für den Tageseinsatz geworden ist. Die stählernen Decksaufbauten, Torpedorohrteile und die Kalotte kann man jedoch ruhig mit deutlichen Rostspuren versehen.

Zusätzlich habe ich einige Taue und anderes Gut wie Kisten und Säcke auf dem Boot untergebracht, denn beim Auslaufen waren die Boote tatsächlich sehr stark mit Ausrüstung und Vorräten beladen, da sie im Inneren kaum Stauraum boten.

S 100 Boot RevellDie Rettungsinseln sollte man außen mit Griffleinen versehen. Auf der Brücke habe ich auch noch ein paar Kleinigkeiten wie eine Kiste Bier, ein MG-42 und einen Stahlhelm untergebracht. Später habe ich mir noch als Besatzung einen Figurensatz von HP-Models (es handelt sich um etwas umgearbeitete Figuren auf Basis der Airfix/Tamiya Figuren aus Resin) gekauft, die mit Figuren vom Airfix Boot, ein paar umgearbeiteten Kradmeldern von Hasegawa (Flakbedienung) und weiteren Figuren aus der Grabbelkiste zu einer 16 köpfigen Besatzung kombiniert wurden. Die als Abziehbild beiliegende Seekriegsflagge habe ich auf dünne Bleifolie geklebt, damit lässt sich die Fahne schön gewellt darstellen.

Die Antennen an der Kommandobrücke wurden aus Gußästen ergänzt und aus sehr dünner Angelsehne die Langdrahtantennen gespannt und mit Isolatoren aus Sekundenklebertropfen angebracht. Schwierig ist die Plexiglasverkleidung der Brücke, das Folienteil muss in den Stegen etwas angeritzt werden, dann lässt es sich so vorknicken, dass man es auf die Brücke kleben kann. Aber man kann es auch weglassen, viele Boote hatten diese Scheiben nicht oder in ganz anderer Form.

S 100 Boot Revell

Literatur:

/1/ Schnellboote in action, Suadron signal

/2/ Warship profile 31, German Schnellboote