Der japanische Selbstopfertorpedo "KAITEN" im Maßstab 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original

Einleitung

Seit einiger Zeit gibt es von der japanischen Firma Fine Molds im Maßstab 1:72 das recht teure Modell eines Selbstopfertorpedos. Mir selber war darüber bisher nichts bekannt, aber eine Recherche im Internet brachte zumindest einige englische Quellen zum Vorschein und es wurde zu einem interessanten Stück Geschichte des 2. Weltkriegs für mich.

Die Historie der Selbstopfertorpedos

Gegen Ende 1944 war die Kriegslage für Japan so bedrohlich, dass durch die Einführung von speziellen Angriffstaktiken das Kriegsglück gewendet werden sollte. Diese sind unter dem Begriff "Kamikaze" (göttlicher Sturm) für Selbstopfereinsätze von Piloten mit ihrem Flugzeug, aber auch bei der Marine als "Kaiten" (himmlische Wendung) für Selbstmordtorpedos bekannt geworden.

Dieses Fahrzeug war kein Unterseeboot, sondern wurde wirklich nur durch die Hinzufügung eines Menschen zu einem Torpedo erzeugt. Die Grundlage war der Typ 93 Standardtorpedo mit 24-inch -Durchmesser. Zwischen den Sprengsatz im Bug (3000 Pfund) und dem Antrieb im Heck wurde ein primitiver Steuerstand gebaut, der ein schlechtes Periskop, die nötigsten Steuerteile und einen Segeltuchstuhl enthielt. Durch eine einfache Luke gelangte man in dieses Gefährt.

Es war ein in den dreißiger Jahren neu entwickelter Torpedotyp, der nicht mehr Sauerstoff, sondern verdichtetes Oxygen als Antrieb verwendete. Dadurch wird keine Spur aus Luftblasen erzeugt und es ist ein effizienterer Treibstoff. Allerdings ist es auch gefährlicher. Der Typ 93 hatte eine Reichweite von 40000m. Er war zu groß, um in die Standardrohre für 21-inch Torpedos zu passen. Normalerweise wurde er von Deck der Überwasserschiffe gestartet, aber auch U-Boote hatten auf Deck angebrachte Startanlagen. Erst 1943 wurde der erste Torpedo von den Alliierten aufgebracht und seine Möglichkeiten untersucht.

Das normale Einsatzverfahren bestand darin, dass ein großes U-Boot 4-6 Kaitens in das Einsatzgebiet brachte, dort Schiffe erkannte und in 6000-7000m Entfernung die Kaitens startete. Diese liefen eine zeitlang unter Wasser, kamen ca. 1000m vor dem Ziel dann auf Sehrohrtiefe hoch, um auf ihre Ziele neu zu zusteuern, tauchten wieder und steuerten ihren Kurs und detonierten entweder bei Aufschlag oder wurden vom Piloten gezündet. Eine Rückkehr zum Mutterschiff war nicht möglich, da dieses wieder abgetaucht war. War der Treibstoff verbraucht, ohne dass daß Ziel erreicht wurde oder wurden die Ziele verfehlt, trieben die Torpedos im offenen Meer. Man vermutet, dass dann die Selbstzündung benutzt wurde, da es keine Überlebenschance gab.

Die Kaitens waren eine schwierige Waffe, voller Fehler und Probleme. Sie führten unkontrollierte Tauchbewegungen aus, waren schwer zu steuern, ziemlich schnell, neigten zu Bränden, waren undicht (besonders wenn das Mutterschiff mal zu tief tauchte). Dadurch waren die Kaitens schlechter als normale Torpedos. Der einzige Vorteil war, dass möglicherweise ein zweiter Angriff ausgeführt werden konnte, wenn der erste fehlgeschlagen war.

Der Erfolg dieser Waffe in den letzten Kriegsmonaten war minimal und der Tod von über 100 Kaiten Piloten völlig sinnlos. Bekannt ist nur ein erfolgreicher Einsatz von vermutlich 4 Kaitens die vom U-Boot I-53 starteten und den Zerstörer USS Underhill versenkten.

Das Modell

Es besteht nur aus sehr wenig Teilen und der enorme Preis von fast 30 Euro ist durch das bischen Plastik nicht zu rechtfertigen, sondern nur durch die Exklusivität des Kleinserienbausatzes. Die Passgeauigkeit der Teile ist sehr gut, es gibt keine Probleme beim Zusammenbau, der in wenigen Minuten erledigt ist. Die Einstiegsluke kann offen dargestellt werden, deshalb habe ich darunter einen primitiven Sitz eingebaut, der aber kaum zu sehen ist. Die Farbe wird mit schwarz angegeben, so habe ich es dann auch ausgeführt. Es sind nur sehr wenige Abziehbilder im Bausatz, die Einsatzgeräte hatten kaum irgendwelche Kennzeichen, die Übungsgefährte trugen breite weiße Streifen vom Bug bis zur Kuppel. Bei einem zum direkten Verbrauch bestimmten Gerät ist es auch nicht sinnvoll, Abnutzungs- oder Alterungsspuren anzubringen, so daß ich nur ein wenig mit grauer Farbe trocken gemalt habe, um die am Modell fein angedeuteten Schweißnähte hervorzuheben.