Die Antonow An-12 im Maßstab 1:72 - Autor: Ralf Martin

Das Original

1957 wurde im Konstruktionsbüro Antonow ein viermotoriges Verkehrsflugzeug mit PTL Antrieb für ursprünglich 100 Passagiere, die AN-10, entwickelt. Nahezu zeitgleich gab es davon auch durch massive Veränderung des Rumpfhecks eine Abwandlung zum Transportflugzeug bei ansonsten gleichen Abmessungen.

An-12 Roden 1:72Das stark nach oben gezogene Heck erhielt eine große Transportluke, deren Klappen nach innen öffneten und es nach Anbringung einer Rampe ermöglichte, dass Fahrzeuge direkt in und aus dem Rumpf fahren konnten. Außerdem wurde im Heck ein Abwehrwaffenstand mit einer Zwillingslafette mit 23mm Kanonen NR-23 eingebaut, der von einem Heckschützen bedient wurde. Der Frachtraum ist nicht druckbelüftet, sondern nur das Cockpit und eine Passagiersektion zwischen Cockpit und Frachtraum für 14 Passagiere oder Besatzungsmitglieder. Obwohl der sehr geräumige Frachtraum einen Deckenkran enthält, ist keine einfach ausfahrbare oder absenkbare Rampe vorhanden, was die Nutzung des Flugzeugs etwas schwieriger werden lässt. Klappsitze für 90 Fallschirmjäger sind immer montiert, aber es ist auch eine reguläre Bestuhlung möglich. Es wurde in Russland eine sehr große Stückzahl dieser Transporter gebaut, die oft als Pendant zur fast zeitgleich entstandenen Lockheed C-130 betrachtet wurden. Das stimmt aber nur eingeschränkt, da die C-130 mehr Zuladung (allerdings in einen kleineren Laderaum) aufnehmen konnte und etwas stärker motorisiert war. Auch besaß die C-130 eine schnell einsatzbereite Laderampe und der Rumpf konnte druckbelüftet werden.

An-12 Roden 1:72Etwa 900 Maschinen verließen das ukrainische Herstellerwerk bis 1973, dazu kommt noch eine unbekannte Anzahl von in China in Lizenz gefertigten und weiterentwickelten Maschinen unter der Typbezeichnung Y-8. Viele Länder der Welt setzten die An-12 als ziviles (dann ohne Waffenstand) und militärisches Transportflugzeug ein, und es gibt auch heute noch viele fliegende Maschinen, auch wenn inzwischen in Russland die moderneren Il-78 das Gros der Transportfliegerkräfte ausmachen.

Alle leichteren Waffensysteme bis hin zum Vierlings-Flakpanzer ZSU-23-4 "Shilka" ließen sich verladen, dazu kamen spezielle Panzer und Panzerfahrzeuge der enorm leistungsfähigen sowjetischen Luftlandetruppen. In den Zeiten des kalten Krieges bereitete sich die Sowjetunion nämlich darauf vor, im Falle eines Falles mehrere Luftlandedivisionen in den USA abzusetzen und dafür benötigte man umfangreiche Transportkräfte, von denen die An-12 ein wichtiger Teil waren (neben Landungsschiffen, Luftkissenbooten u.s.w.).

Neben den zivilen und militärischen Transportvarianten gab es auch noch andere Ausführungen für verschiedene Spezialfälle, so z.B. als elektronischer Aufklärer.

Betreiberländer:

Ägypten, Algerien, Afghanistan, Bangladesh, Äthiopien, China, Tschechien, Guinea, Jugoslawien, Indien, Indonesien, Irak, Jordanien, Madagaskar, Polen, Sudan, Syrien, Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten.

Technische Daten:

Das Modell:

An-12 Roden 1:72

Von der ukrainischen Firma Roden kommt das erste Spritzgussmodell einer Antonov An-12. Es ist das bisher größte Modell dieser Firma und für ein eher dem Short Run zugeneigtem Unternehmen doch sehr gut gelungen. Es gibt inzwischen verschiedene Bausatzvarianten, ich habe die An-12BK, also die militärische Transportversion, gebaut.

Der erste Eindruck von den Teilen im schön gestalteten Karton ist gut, die Teile sind fein versenkt graviert. Auf den zweiten Blick stört eine etwas raue Oberfläche mit vielen Sinkstellen und es gibt auch viele feine Grate an den Teilen. Die Passgenauigkeit ist relativ gut, was jedoch nicht für den Anbau der Triebwerke an die Flügel und die der Cockpitverglasung zum Rumpfrücken gilt. Die Gravuren von Vorder- und Hinterrumpf treffen nicht aufeinander, was sie laut der mir vorliegenden Bilder und Zeichnungen aber sollten.

An-12 Roden 1:72 An-12 Roden 1:72
Hier zwei Bilder eines Modells in Zivil. Aufgenommen auf einer Ausstellung in Mainz, den Namen des Modellbauers weiß ich leider nicht.

Recht gut ist die Innendetaillierung mit Boden- Decken- und Seitenverkleidungen ausgefallen, der Kran im Laderaum fehlt aber. Auch das Cockpit ist ausreichend detailliert. Der Einbau der Klappsitze im Frachtraum stellt ein Problem dar (zumindest für mich), da sie innen an den Rumpf geklebt werden müssen und dann beim zusammenfügen der Rumpfhälften die Fußbügel durch den Boden wieder abgerissen werden, wenn man nicht sehr aufmerksam und vorsichtig zusammenfügt. Die Schottwand am Ende des Laderaums zur Kabine ist zu groß, sie drückt den Kabinenboden nach unten, sie müsste also gekürzt werden, wenn man das rechtzeitig vorher bemerkt. Ein kleiner extra Zettel weist darauf hin, der fiel mir aber erst als es zu spät war in die Hände. Auf keinen Fall darf man vergessen, den Bug mit Gewicht zu versehen. Ich habe das Radom mit Blei gefüllt und musste später noch ordentlich durch die Seitenfenster in die zwischen Cockpit und Frachtraum gelegene Kabine Blei nachfüllen, damit die Maschine nicht auf das Heck fällt. Die Propellerblätter der Triebwerke können sehr schön einzeln montiert werden und im gewünschten Anstellwinkel eingefügt werden. Leider sind die Blätter sehr unterschiedlich geformt, man muß schon eine Weile daran herumschleifen, bis sie halbwegs gleichmäßig aussehen.

Fürchterlich sind die Abziehbilder, trotz Weichmacher kaum verwendbar, weil sie zerbröseln. Ich hatte viel Arbeit, bis ich die Nummern aus einzelnen Bruchstücken wieder zusammengesetzt hatte. Einige farbige Notausstiegsmarkierungen blieben leider auf der Strecke. Die seitliche Einstiegstüre habe ich geöffnet, ebenso die Einstiegsluke unter dem Bug, an der auch noch eine Leiter angebracht wurde.

Dargestellt ist nun eine Maschine der Transportfliegerkräfte der Sowjetunion, ca. 1980. eingesetzt z.B. bei Versorgungsflügen in Afghanistan (Kabul).

An-12 Trumpeter 1:100Einen weiteren Bausatz der AN-12 gibt es im Maßstab 1:100 von der chinesischen Firma Trumpeter. Warum dieser ungewöhnliche Maßstab gewählt wurde und nicht z.B. 1:144 ist unklar, aber es läßt sich auch ein schönes Modell daraus bauen, hier ein Foto eines Modells von Thomas Moll vom PMC Saar. Die chinesischen Y-8 Typen hatten scheinbar einen etwas spitzer und länger angelegten Bugbereich (kommt mir jedenfalls auf Fotos so vor), dies scheint der Form des Bausatzes zugrunde zu liegen und passt nicht ganz zu den russischen Originalen.